Seite:De DZfG 1893 09 255.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Damit wird nun die Entstehung des Amtes aus einer einheitlichen Wurzel, an einer bestimmten Ursprungsstätte, durchaus wahrscheinlich. Nicht minder spricht die Wahrscheinlichkeit dafür, dass Pisa als diese Stätte anzusehen ist. Trotzdem wir für Genua eine gleichzeitige Annalistik besitzen, die für Pisa fehlt, kennen wir Consuln des Meeres in Genua erst für 1206, in Pisa für 1184, 1200–1201, 1212. Nun zeigen die staatlichen Einrichtungen beider Städte in dieser Zeit auch sonst eine enge Verwandtschaft. So entspricht dem Pisanischen custos decatiae der Jahre 1162 f. der Genuesische custodiens portum, den das Breve della Compagna von 1157 und 1161 erwähnt[1]; so entspricht ferner dem Pisanischen Capitaneus Decatiae, der im Februar 1188 den Friedenseid der Tausend Genuesen entgegennimmt, auf das genaueste der zu gleicher Zeit und zu entsprechendem Zweck in Pisa anwesende Genuesische Capitaneus de Modulo (= Molo), Alamannus Costa[2]. Pisa aber erscheint in dieser Zeit in seinen Einrichtungen Genua gegenüber auch sonst als das voranschreitende; Pisa führt im Jahre 1190 das Podestat bei sich ein[3], Genua erst im folgenden. So mag denn auch das Consulat des Meeres in Genua unter der Einwirkung der Pisanischen Institution entstanden sein zu einer Zeit, als diese noch in engster Verbindung mit dem Seezollamte stand; ich habe ohne Kenntniss dieses Zusammenhanges früher schon die Vermuthung zu begründen gesucht, dass die Institution in Genua etwa im Jahre 1202 entstanden sein mag[4].

Aber sollte Pisa auch nicht als der Entstehungsort der ursprünglichen Form des Consulats des Meeres anzusehen sein, wie sie sich in Genua und nach dessen Vorbild in Montpellier längere Zeit erhalten hat, so bliebe es immer noch der Ort, in dem dieses Amt die entscheidende Umgestaltung erfahren hat, durch die es erst zu einer der bedeutsamsten, allmählig zu immer weiterer

  1. Atti della Società ligure di stor. patr. I, 191 f.
  2. Dal Borgo, Diplomi pisani p. 125. Auch dieses Amt ist bisher noch nicht beachtet. Sehr beredt ist auch das Schweigen dieser Urkunde über Consuln der Kaufleute u. dgl. in Genua.
  3. So der Anonymus bei Muratori SS. XXIV, 643 (1191 calc. pis. = 1190), Tronci, ist. pis. ad a. u. sonst.
  4. Consulat d. M. in Pisa 234.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_255.jpg&oldid=- (Version vom 29.3.2023)