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echter Begeisterung erfüllte Gedicht zu lesen, um zu erkennen, wie lebendig dem Dichter die Erinnerung an die Zeiten des Alterthums vorschwebt; die Pisaner sind ihm die alten Römer, die Araber die Karthager; das Zeitalter der Punischen Kriege hat sich ihm erneut. So ganz war die Erinnerung an die alte grosse Zeit Italiens und die Kenntniss der Lateinischen Literatur doch wahrlich nicht verloren gegangen, dass man von den jährlich wechselnden Consuln der Stadt Rom nichts mehr gewusst hätte.

So im Vorbeigehen, wie v. Kap-herr gemeint hat, ist die Frage der Entstehung der Consulatsverfassung in Italien nicht zur Lösung zu bringen. Gewiss kommt es nicht bloss darauf an, Thatsachen chronologisch einzureihen, man muss auch verwandte Thatsachen vergleichen; die unerlässliche Vorbedingung aber ist, dass es wirklich Thatsachen sind, die man vergleicht, und dass man die freilich sehr trivialen Unterschiede von „Früher“ und „Später“ nicht in kühnem Gedankenfluge unberücksichtigt lässt. Von Buchstabengläubigkeit weit entfernt, wollen wir uns doch lieber mit Altmeister Hegel an die acta halten, wenn die Welt der Träume und Gesichte auch noch so schön ist, der sie mit ihrem nicht selten wenig systematischen Inhalt nur allzu oft unbequem werden.


II.
Die Pisanische Decatia und die Anfänge des Consulats des Meeres.

Musste ich mich dem neuen Aufschluss gegenüber, der uns durch v. Kap-herr über das Meeresconsulat zu Theil geworden, völlig ablehnend verhalten, so sind die folgenden Zeilen dazu bestimmt, die Forschung über die Entstehung dieser Institution durch einen positiven Beitrag ein wenig weiter zu führen. Sind die Ergebnisse auch bescheiden, setzen sie uns auch noch keineswegs in den Stand, überall klar zu sehen, geben sie uns vielmehr sogar manches neue Räthsel auf, so ruhen sie wenigstens auf sicheren und zum grössten Theil noch nicht verwertheten Zeugnissen.

    des Levantehandels im Mittelalter I, 135 f., der auch die anderen Druckorte des Gedichtes anführt. Von Kap-herr scheint diese Expedition zu meinen, wo er von einem Seekriege der Pisaner gegen Genua spricht; a. a. O. 63.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_236.jpg&oldid=- (Version vom 29.3.2023)