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sind tüchtige Kenner Indiens und haben fast regelmässig ausser bekanntem Material noch unbenutzte handschriftliche Quellen, officiellen oder privaten Charakters, ihren Biographien zu Grunde gelegt. Dem Referenten liegen dieses Mal fünf Bände der Sammlung zur Besprechung vor.

Zunächst eine Biographie des Lord Cornwallis[1]. Dieser hat fast ein halbes Jahrhundert hindurch in der Geschichte Englands eine hervorragende Rolle gespielt. Als junger Officier hat er einige Schlachten des siebenjährigen Krieges mitgemacht, später im Amerikanischen Kriege mehrere Erfolge davongetragen, musste aber 1781 mit einem Heere von 8000 Mann bei Yorktown die Waffen strecken. 1786–1793 war er Generalgouverneur von Indien, 1798–1801 Höchstcommandirender in Irland, 1801 wurde er zur Friedensunterhandlung nach Frankreich geschickt und am 25. März 1802 unterzeichnete er den Frieden von Amiens, 1805 ging er noch einmal als Generalgouverneur nach Indien, wo er im selben Jahre starb. Als „Ruler of India“ hat er sich einen Namen gemacht durch die Besiegung des feindlichen Sultans von Mysore, Tippoo Sahib, des Sohnes von Hyder Ali, und durch heilsame Reformen. Er hat Ordnung in die Verwaltung gebracht, namentlich die Besteuerung und die ländlichen Eigenthumsverhältnisse neu geregelt; die Ostindische Compagnie hat er für eine wirkliche Regierung des Landes fähig gemacht, indem er ihre Beamten in Administratoren verwandelte, während sie vordem bloss Kaufleute gewesen waren. Der Verfasser war ehemals Secretär im Departement des Auswärtigen der Indischen Regierung, ist also mit den Verhältnissen des Landes wohl vertraut. Die Correspondenz von Cornwallis war vorlängst erschienen; auch sonst hat dem Verfasser gedrucktes Material in reichem Masse und auch ungedrucktes zur Verfügung gestanden. So scheint die schlichte Darstellung auf solidem Grunde zu beruhen.

Das Leben des Viscount Hardinge[2], über das wir weiter zu berichten haben, ist von seinem Sohne verfasst, eine mit Liebe geschriebene Biographie. Der Sohn ist auch Privatsecretär des Vaters in Indien gewesen, hat die Ereignisse, welche er erzählt, grossentheils miterlebt; oft kann er über wichtige Vorgänge als Augenzeuge berichten. Im übrigen beruht seine Darstellung, die sich oft zu farbenreicher Schilderung erhebt, wesentlich auf handschriftlichem Material,

  1. The Marquess Cornwallis; by W. C. Seton-Karr. Oxford, Clarendon Press. 1890. 2 sh. 6 d.
  2. Viscount Hardinge; by Charles Viscount Hardinge. Oxford, Clarendon Press. 1891. 2 sh. 6 d.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_151.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)