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des constitutionellen Systems. Aber freilich nicht durch das Schwert, das nur zerstören, nicht aufbauen kann, konnte dies geschehen, sondern erst durch die lange und mühevolle Arbeit der Späteren. Ueber Cromwell theilt Gardiner wiederholt Meinungen und Urtheile der Zeitgenossen mit; er leugnet, dass er ein Heuchler gewesen, zeigt aber auch, wie naheliegend dieser Vorwurf war. In Gardiner’s Augen ist Cromwell weder ein von Gott inspirirter Held noch ein Ungeheuer, sondern ein tapferer, ehrlicher Mann, der das Beste seiner Mitbürger will. – Von den benutzten handschriftlichen Quellen sind am wichtigsten die Clarke Papers; für die Darstellung der socialen Verhältnisse zur Zeit des Bürgerkrieges sind die Papiere der Familie Verney und die Geschichte dieser zu Grunde gelegt, deren Haupt Sir Ralph Verney bei Edgehill mit der Fahne des Königs in der Hand gefallen war[1]. Die häufigen Einschaltungen von Quellenstellen thun doch der künstlerischen Wirkung des Buches keinen Eintrag.

Aus den „Tanner Manuscripts“ in der Bodleiana hat C. H. Firth einige Stücke veröffentlicht[2], welche sich auf die letzte Parlamentsauflösung Cromwell’s am 4. Februar 1658 beziehen. Ranke hatte dieselben übrigens schon benützt und mit einiger Freiheit auch eine Stelle daraus citirt (Werke XVII, 189 u. 190).

R. W. Ramsey gibt in der EHR eine nothwendigerweise kurze Lebensbeschreibung der Elisabeth Claypole[3], der Lieblingstochter Cromwell’s, deren frühzeitiger Tod auch des Protectors Ende beschleunigt hat. Die Nachrichten über sie sind dürftig – nur ein einziger ihrer Briefe ist erhalten – immerhin lassen sie eine Vorstellung gewinnen von der liebenswürdigen und von allen geliebten Persönlichkeit, welche die Zierde des Cromwell umgebenden Kreises gewesen ist. Wir erfahren auch, dass der Einfluss ihrer milden Fürsprache auf die Entschliessungen ihres Vaters nicht ohne Bedeutung war.

Das Leben des tapferen und unglücklichen Marquis von Montrose hat neuerdings durch M. Morris eine vortreffliche Bearbeitung gefunden, welche in der Sammlung der „English men of action“ erschienen ist[4]. Sie ist mit Rücksicht auf den grösseren Leserkreis derselben populär gehalten, beruht aber gleichwohl auf gründlicher Kenntniss der Quellen und der einschlägigen Literatur. Dass Montrose

  1. Vgl. unten.
  2. Letters concerning the dissolution of Cromwell’s last parliament, 1658. EHR 7, 102–110.
  3. Elizabeth Claypole. EHR 7, 37–47. Zu erwähnen ist auch: Stanley J. Weyman, Oliver Cromwell’s Kinsfolk. EHR 6, 48–60.
  4. Montrose; by Mowbray Morris. Macmillan. 1892. 2 sh. 6 d.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_140.jpg&oldid=- (Version vom 21.3.2023)