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Der Schluss ist, dass Britischer Gewerbfleiss und Erfindungsgeist ihren Platz in der Welt auch ferner behaupten werden. „Der Deutsche“, so fährt er fort, „ist über das Stadium eines Nachahmers, und dazu eines nicht besonders ehrlichen, nicht hinausgekommen“. Wir werden dieses Urtheil über Deutschlands Industrie mindestens als ungerecht bezeichnen dürfen.

In Macmillan’s Verlage erscheint eine Geschichte der Englischen Literatur in 4 Einzeldarstellungen. In den beiden bisher veröffentlichten Bänden haben Saintsbury und Gosse unter den nicht ganz genauen Bezeichnungen Elizabethan Literature[1] und 18th Century Literature[2] die Epochen von 1560–1660 und von 1660–1780 dargestellt. Beide Verfasser gelten als Autoritäten auf den von ihnen hier wieder behandelten Gebieten und, wie nicht anders zu erwarten, liefern sie zwei vortreffliche Handbücher, die auch dem Historiker werthvoll sein werden. Dieselben sind dazu unterhaltend geschrieben und gewähren eine angenehme Lectüre. Saintsbury legt das Hauptgewicht auf die Würdigung der literarischen Erzeugnisse als solcher; ihr Inhalt ist ihm weit nebensächlicher. Damit hängt es auch wohl zusammen, dass von der politischen Geschichte so wenig die Rede ist. Obwohl der Kreis der berücksichtigten Autoren besonders weit ist, so hat der Verfasser sie doch sämmtlich gelesen. Dabei war es nun unvermeidlich, dass den grossen Helden der Literatur verhältnissmässig wenig Raum gegönnt wird; der Verfasser unterlässt es auch, Proben aus ihren Werken zu geben, während viele andere durch Auszüge vertreten sind. In der Feststellung der Daten erklärt er sich von Anderen abhängig. Sein Urtheil über die formale Seite der besprochenen Schriften erscheint zuweilen recht streng. Man lese nur, was er über Milton’s Prosa und selbst über Clarendon schreibt. – Gosse geht mehr als Saintsbury auf den Inhalt der Werke ein. Auch er gibt durchweg nur seine eigenen Eindrücke wieder. Dabei kann es nicht fehlen, dass er oftmals von der herkömmlichen Auffassung abweicht. So scharfe Worte über den moralischen Unwerth Defoe’s – nicht nur seiner Persönlichkeit, sondern selbst seiner Schriften – wird man wohl nicht oft lesen. Auch das Urtheil über Hume’s Geschichtswerk ist auffallend hart; der Autor scheint dabei stark unter dem Eindruck seiner politischen Anschauungen zu stehen.

  1. George Saintsbury, A History of Elizab. Lit. (1890. 2. Aufl.) 7 sh. 6 d.
  2. Edm. Gosse, A History of 18th Cent. Lit. 1889. 7 sh. 6 d.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_126.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)