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gegen den verhassten Französischen Imperator zu kämpfen. Von denjenigen, welche nach Russland gingen, nahmen drei Männer ihren Weg dorthin durch Oesterreich, nämlich Boyen, Dohna und Chasot. Der letztere machte seine Reise nach Russland gemeinsam mit Gneisenau. Boyen reiste mit dem Schwiegersohn von Scharnhorst, dem Grafen Dohna, und hat in seinen Erinnerungen ihre Reise von Breslau nach Russland beschrieben[1]. Von der Reise Chasot’s und Gneisenau’s dagegen und ihrem Aufenthalt in Wien wissen wir sehr wenig. Ich habe nun unter den Justus Gruner betreffenden Acten, welche im Ministerium des Innern zu Wien aufbewahrt werden und die mir zur Benützung vorgelegt wurden, auch einige Schriftstücke gefunden, deren Inhalt sich auf Gneisenau’s und Chasot’s Reise nach Russland und auf ihren Aufenthalt in Wien bezieht. Die Mittheilung einiger von diesen Actenstücken dürfte schon deswegen wohl einiges Interesse haben, weil man aus denselben die lächerliche und wirklich kaum glaubhafte Furcht der damaligen Oesterreichischen Behörden vor den Mitgliedern des sogenannten Tugendvereins deutlich erkennen kann. Ausserdem aber ist aus diesen Schriftstücken auch zu entnehmen, wie lange sich die beiden Reisenden in Wien aufgehalten und welche Personen sie besucht haben.

Als erstes der erwähnten Actenstücke muss die Abschrift einer Depesche des Oesterreichischen Gesandten in Berlin, Grafen Zichy, an den Minister Grafen Metternich betrachtet werden. Dieselbe hat den folgenden Wortlaut: „Berlin, 21. Mars 812. Monsieur le Comte! Monsieur de Gneisenau[2] étant venu m’apporter deux passeports du Cabinet, l’un pour lui, l’autre pour Comte de Chasot, je n’ai pu refuser de les viser à sa demande tous les deux pour Vienne. Je me suis fait un devoir de dire néanmoins franchement à Monsieur le Chancelier que ce n’étoit qu’a regret que je m’etois déterminé à accorder ces visas; ne doutant pas que la présance de deux hommes aussi marquans dans le parti des Tugendfreunde n’exitât desagreablement l’attention de notre gouvernement dans les circonstances actuelles. Le Chancelier prédendit être sur que ces Messieurs ne s’arrêteroient pas longtems dans les états autrichiens, mais qu’ils ne prenoient ce détour que pour masquer leur projet de se rendre en Russie. Dans tous les cas je me crois dans l’obligation d’avertir Votre Excellence du fait. Les passeports du Cabinet que j’ai viser sont:

  1. Erinnerungen aus dem Leben des Generalfeldmarschalls Hermann von Boyen, herausg. von Friedrich Nippold. Leipzig 1889. II, 197–237.
  2. Ich möchte gleich hier bemerken, dass sowohl in der Abschrift, wie auch in den Concepten und in den Polizeirapporten Gneisenau’s Name auf das unglaublichste von den Oesterreichischen Schreibern verunstaltet ist.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_114.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)