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einer werthvollen Arbeit vor uns haben. Diese Ansicht ist unter anderem mit Hinweis auf die Nichterwähnung der Seereise von der Weichselmündung ostwärts schon früher ausgesprochen worden[1]; unsere Bemerkung dürfte dieselbe stützen. Man vergleiche übrigens auch noch den folgenden Beitrag.

II. Bielowski[2] hat bekanntlich den Namen des Klosters, welches Adalbert nach der Nachricht der Passio kurz vor seinem Märtyrertode gründete und dem er Astrik als Abt vorsetzte, mit „Mestr f“ aufgelöst. Er nimmt an, dass hier eine Verdrehung der Worte „mons ferreus“ vorliege, also des Namens jenes Ungarischen Klosters in der Nahe von Fünfkirchen, dem Astrik nach Ungarischen Quellen vorstand[3]. Dagegen hat Giesebrecht „Mestris“ gelesen und deutet diesen Namen auf Meseritz, jenes Grosspolnische Kloster im Winkel zwischen der Obra und Warthe, das auch sonst in der Geschichte genannt wird[4]. Diese Ansicht Giesebrecht’s hat nun Waitz in seiner neuen Ausgabe der Passio in Mon. Germ. SS. XV, 2 S. 704–708, die auf einer neuen Abschrift der Handschrift beruht, bestätigt; dagegen verwirft er, offenbar aus paläographischen Gründen, die Lesart Bielowski’s ausdrücklich als unrichtig[5].

Der allgemeinen Annahme der Lesart Mestris = Meseritz steht, soweit ich sehe, nur noch ein Umstand scheinbar hindernd entgegen. Bielowski stützt nämlich seine Ansicht, dass man an „mons ferreus“ denken müsse, durch folgende Bemerkung[6]. In der Passio wird von Adalbert, nachdem er das Kloster gegründet hatte, folgendes erzählt: „in quo loco [dem Kloster] aliquantisper moratus est. Post hec videlicet sumpto baculo paucis se comitantibus latenter quasi fugam moliens Pruzae se intulit regioni“. Diese Darstellung, sagt Bielowski, passe gar nicht auf die Abreise Adalbert’s aus Polen, denn diese geschah mit dem Willen und der Unterstützung des Herzogs Boleslaus. Dagegen, meint er, habe sich Adalbert aus Ungarn ebenso heimlich entfernt, wie er dieses auch nach dem Berichte Brun’s (Vita s. Adalb.

  1. Vgl. Zeissberg, Die Polnische Geschichtschreibung im Mittelalter. Leipzig 1873. S. 21 f.
  2. Mon. Pol. hist. I, S. 154 u. XXII Anmerk. 2.
  3. Vita s. Steph. maior c. 7; Vita s. Steph. von Hartv. c. 7. Mon. Germ. SS. XI, 232 u. Endlicher, Mon. Arp. S. 171.
  4. Thietmar VI, 20 a. 1005: Profectus est inde rex [Heinricus II.], et usque ad abbaciam, quae Mezerici dicitur, perveniens etc. Mon. Germ. SS. III S. 813.
  5. S. 706 Anmerk. 1: „Meseritz Giesebrecht recte intellexisse videtur. Perperam Bielowski legit Mestr f. etc.“
  6. a. a. O. S. XXIII f. Anmerk. 2.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_105.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)