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Diese Angaben der Passio stimmen mit anderen Quellen überein und ergänzen dieselben in sehr erwünschter Weise. Adalbert empfing am 29. Juni 983 zu Verona die Bischofsweihe (Canap. Vita s. Adalb. Cap. 8). Nach der Passio blieb er nun fünf Jahre im bischöflichen Amte, darnach wäre er am Ausgang des Jahres 988 nach Rom gekommen, woselbst er mit Theophanu zusammentraf, die seit Weihnachten 988 in Rom weilte. Nach den Annales Pragenses (Mon. Germ. SS. III, S. 119) steht es fest, dass Adalbert am Ostersonnabend des Jahres 990 im Kloster auf dem Aventin, wo er schon längere Zeit verweilt hatte (Canap. Cap. 16), das Mönchsgelübde ablegte. Ebenso sicher ist es, dass er im Jahre 992 nach Böhmen heimkehrte und noch in den ersten Monaten des Jahres 993 sich hier aufhielt (Erben, Cod. dipl. Nr. 77–80). Nur aus der Passio geht es aber hervor, dass Adalbert in Böhmen nur ein Jahr verweilte, und dass er innerhalb Jahresfrist nach Rom zurückkehrte. Gegen diese Angabe der Passio, derzufolge Adalbert noch im Jahre 993 Prag verlassen haben musste, nimmt man[1] gewöhnlich das Jahr 995 an. Dies ist aber offenbar unrichtig. Nehmen wir mit der Passio an, dass Adalbert im Jahre 993 nach Rom zurückkehrte, so stimmt damit auch die Angabe derselben, dass er daselbst noch drei Jahre als Mönch verweilte; denn die Thatsache, dass Adalbert mit Otto III. im Jahre 996 nach Deutschland zurückkehrte, steht fest. Diese Angaben der Passio stehen aber auch mit dem Berichte Brun’s in Uebereinstimmung. Nach demselben (Vita s. Adalb. Cap. 14) verweilt Adalbert fünf Jahre im Kloster. Brun fasst hier offenbar die Zeit des ersten Aufenthaltes: 990–992, und des zweiten: 993–996 zusammen.

Die Zeitangaben der Passio sind also richtig, und wir müssen aus der Richtigkeit derselben schliessen, dass der Verfasser der Passio aus wohlunterrichteter Quelle schöpfte. Dem scheinen aber offenbar folgende Umstände zu widersprechen. Erstens wird in der Passio erzählt (Cap. 1), dass Adalbert durch den Papst von der Reise über das Meer abgehalten wurde, während er nach der glaubwürdigeren Nachricht Brun’s (Cap. 13) diese Fahrt auf Anrathen des Abtes von Monte Cassino unterliess; und zweitens berichtet die Passio nicht, dass Adalbert schon bei seinem ersten Aufenthalt in Rom Mönch geworden war[2]. Fassen wir einerseits die richtigen und nur in der Passio enthaltenen Zeitangaben ins Auge, und anderseits die Irrthümer, so scheint es klar zu sein, dass wir den flüchtigen Auszug

  1. Palacky, Gesch. v. Böhmen 1, 241 f.; Huber, Gesch. Oesterr. I, 163.
  2. Weniger Gewicht darf man auf den Umstand legen, dass der Name Sobottin für den Sitz des Erzbischofs Astrik sicher falsch ist, da hier wohl ein Schreibfehler vermuthet werden darf.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_104.jpg&oldid=- (Version vom 20.3.2023)