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also nicht alles seine Richtigkeit; doch ist der genannte Graf Wicbert ersichtlich der gleichnamige Gründer des Klosters Gembloux († 962), und der Graf Berengar ist eben jener von Heinrich in der Urkunde genannte comes Namuci, der auch sonst urkundlich von 908 bis 924 erscheint.

Es wurde oben bereits erwähnt, dass Berengar, der Stammvater der Grafen von Namur, allgemein als ein Nachkomme Eberhard’s von Friaul angesehen wird, und zwar muss er in diesem Falle ein Sohn Adalard’s (geboren ca. 845/50) gewesen sein. Diesen Berengar bezeichnet Heinrich also in obiger Urkunde als seinen „amicus“, ein Wort, welches häufig für Blutsverwandtschaft gebraucht wird. Dass diese Bezeichnung trefflich zu unserer Aufstellung passt, liegt auf der Hand, denn Berengar war danach ja sogar der consobrinus Heinrich’s, nämlich Brudersohn von Heinrich’s Mutter Heilwig-Hathuwi.

Die zweite der oben gemeinten Stellen findet sich in der Ueberarbeitung des schon um 1050 verfassten Chronicon Eberspergense[1]. Es heisst daselbst von dem etwa um 950 geborenen, am 12. März 1029 als senex gestorbenen Grafen Udalrich von Ebersberg in (Baiern): „Post hec Udalricus genuit Adalperonem et Eberhardum et Willibirgam et alias tres filias, qui fuerunt de regio semine Hainrici cesaris et Karoli Magni regis invictissimi. Adalpero duxit uxorem Richlindem, filiam Rudolfi Suevi, sororem Welfhardi comitis, qui rebellavit Heinrico regi secundo.“

Hier erfahren wir also, dass die Kinder des Grafen Udalrich von Ebersberg vom Samen Heinrich’s I. und Karl’s des Grossen zugleich waren. Dass mit dem Hainricus cesar nicht etwa Heinrich II. gemeint ist, geht daraus hervor, dass letzterer kinderlos und jünger war als Udalrich selbst; auch wird Heinrich II. ja nachher in der Stelle selbst als „Heinricus rex“ erwähnt.

Die Stelle kann also trotz der Bezeichnung „cesar“ nur auf Heinrich I. bezogen werden, und auch hier soll doch wohl gesagt werden, dass die Abstammung der Kinder Udalrich’s von Heinrich I. zugleich eine solche von Karl dem Grossen in sich schloss, was ja nach unseren Nachweisen in der That stimmte.

  1. SS. XXV, 870.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 60. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_060.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2023)