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Sowohl Zuentebold als auch Gerard wollten die Herrschaft in Lothringen erringen, und zur Erreichung dieses Zieles war die Vermählung mit einer Frau, die nicht nur Tochter des mächtigsten Mannes im benachbarten Sachsenlande war, sondern vor allem auch durch ihre Mutter einem der ersten Geschlechter Lothringens selbst entstammte, ein vortreffliches Mittel.

Oda’s Mutterbruder Adalard war in Lothringen geblieben, wo er Besitz im Osterbant, im Gau von Tournay und in Brabant erhalten hatte. Er wurde wahrscheinlich der Stammvater der späteren Grafen von Namur, deren erster (nach seinem Oheim, dem Kaiser Berengar) den Namen Berengar führte und von 908 bis 924 als Graf im pagus Lomacensis (östlich von Osterbant, südlich von Brabant) erscheint. So konnten durch die Vermählung mit Oda auch deren mächtige Oheime Graf Adalard und dessen Bruder Rudolf, Abt des Familienklosters Cisoing, für Zuentebold und Gerard gewonnen werden.

Der Nachweis aber, dass Zuentebold’s und Gerard’s Gemahlin Oda eine Tochter Otto’s des Erlauchten war, bildet ein neues Glied in der Beweiskette dafür, dass Oda’s Mutter Hadwig mit Eberhard’s von Friaul Tochter Heilwig identisch war, und dass also Oda, wie ihr Bruder Heinrich I., von den Karolingern stammten.


VI.

Am 18. October 927 schenkte Heinrich I. dem Kerung, Vasallen des Herzogs Arnolf (von Baiern) den Hörigen Noppo: „interventu fidelis dilectique comitis ac propinqui nostri Henrici“[1].

König Heinrich nennt hier also einen Grafen Heinrich seinen „propinquus“, ein Ausdruck, der zwar nicht nothwendig „blutsverwandt“ bedeutet, der diese Bedeutung aber, wie die weiter unten anzuführenden Urkunden bezüglich Eberhard’s beweisen, sehr wohl haben kann und gerade in Urkunden auch wohl meistens hat.

Den gleichen Grafen Heinrich finden wir jedenfalls in den folgenden Urkunden Konrad’s I. und Heinrich’s I.:

  1. Mon. Germ., Dipl. reg. et imp. I S. 51 Nr. 14.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_050.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)