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Ebenso wenig dürfte aber Hadwig eine Tochter einer der rechten Schwestern Lothar’s I. und Ludwig’s gewesen sein, denn von den drei uns genannten Töchtern aus Ludwig’s des Frommen erster Ehe blieben zwei (Hildegard und Rotrudis) wohl unvermählt, und der Gemahl der dritten (Alpaïs) starb schon 816. Alle drei waren überdies so alt, dass schwerlich eine von ihnen die Mutter der erst um 850 geborenen Hadwig gewesen sein kann.

Aller Wahrscheinlichkeit nach ist Hadwig also die Tochter einer rechten Schwester Karl’s des Kahlen aus Ludwig des Frommen zweiter Ehe gewesen; nur eine solche, die selbst ja erst nach 819 geboren war, da Ludwig sich damals erst zum zweiten Mal vermählte, passt auch den Altersverhältnissen nach als Mutter der um 850 geborenen Hadwig.

Nun wissen wir bestimmt, dass Karl der Kahle nur eine Schwester, Gisela, hatte: Agnellus sagt in seinen schon gegen 850 geschriebenen „Vitae Pontificum Ravennatum“[1]: „Antequam moreretur Augustus, divisit imperium suum inter Reges filios suos. Cessit Lothario Augusto maxima pars, Pipino Aquitaniae regnum, Ludovico Bajoariae: hi Ermengardae filii. Carolo vero plus fertilem et opimam largitus est partem et Filiam Giselam suam tradidit marito Curado [lege Eurado] nomine. Hunc et hanc Judith Augusta parturiit.“

Und ebenso sagen die Genealogiae comitum Flandriae (SS. IX, 303): „Hludowicus ymperator genuit – – – Karolum et Gislam ex Judith ymperatrice“.

Diese einzige Schwester Karl’s des Kahlen war etwa 820–823 geboren und muss sich nach Agnellus noch vor Ludwig’s des Frommen Tode, also etwa 839–40, mit ihrem als solchem bekannten Gemahle, dem Markgrafen Eberhard von Friaul, vermählt haben.

Nur Eberhard und Gisela können also in Anbetracht der Zeitverhältnisse als die Eltern von Otto’s des Erlauchten Gemahlin Hadwig in Frage kommen; und wenn wir nun unter ihren urkundlich genannten Kindern eine um 867 noch unvermählte Tochter Namens Heilwich finden, so liegt die Annahme nahe, dass wir in ihr die spätere

  1. Muratori, Scriptores II.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 38. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_038.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)