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In diesen Worten sind nun also auch noch die beiden bisher vergessenen Brüder genannt. Das Wort „his“ würde sich entweder auf die sämmtlichen zehn vor den (vielleicht nachträglich eingeschobenen) Traumgesichten erwähnten Geschwister oder auch nur auf die kurz vorher (Vers 625–26) erwähnte Hathumod nebst ihren beiden geistlichen Schwestern beziehen, und die ganze Stelle würde nunmehr in der Uebersetzung lauten: „Ihr (Brüder), die Ihr mit diesen demselben Schosse entsprossen seid, Seid nebst der würdigen Gattin ihrer beständig eingedenk!“

Diese etwas kurze und nachträgliche Erwähnung der beiden weltlichen Brüder Brun und Otto dürfte vielleicht damit zu erklären sein, dass beide, gleich dem Vater in früheren Jahren[1], kein löbliches Leben führten, weshalb sie auch ermahnt werden, Hathumod stets vor Augen zu haben[2].

Bei dieser Lesart und ihrer einzig möglichen Uebersetzung erhalten nun auch die Worte „pariter cum conjuge digna“ einen vorzüglichen Sinn: Es ist eben die Gattin eines der beiden Brüder gemeint, woraus doch mit Sicherheit folgt, dass der andere im Jahre 875 überhaupt nicht vermählt war. Denn andernfalls wäre doch sicher, wie bei den Brüdern selbst, auch hier ein Ausdruck im Pluralis gewählt.

Die hier erwähnte „Conjunx digna“ eines der beiden Brüder muss also mit der zu Anfang der Vita genannten neptis regum identisch und kann somit nur Gemahlin Otto’s gewesen sein, da uns von diesem Gemahlin und Kinder genannt werden.


III.

Der Name von Otto’s Gemahlin ist bekannt; er wird uns an folgenden Stellen genannt:

1. Thietmar sagt von Heinrich I.: „Hic nobilissimo Ottonis et Hathui stemmate editus…“ (SS. III, 735).

  1. Vgl. Vers 543–546 und 627–630.
  2. Stören könnte in unserer Auffassung der Stelle nur, dass es gleich darauf (Vers 635) weiter heisst:

    Vos debitrices simul estis utrique parenti“,

    dass also hier sicher die Schwestern der Hathumod angeredet werden. Doch kann man dies auch so erklären, dass hinter Vers 634 ein Abschnitt zu machen ist, und dass also der Verfasser mit Vers 635 zu den im ganzen Dialog apostrophierten geistlichen Schwestern der Hathumod zurückkehrt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_036.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)