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προτίκτορες wurden sehr erfreut, führten den Knaben mit sich fort und nahmen auch das Gewand mit.

Zurückgekehrt nach Rom, stellten sie den Knaben dem Imperator vor, zeigten ihm das Gewand und sprachen: Gefunden ist dein Sohn. Erkenne hier den Mantel! Der Kaiser erkannte ihn sofort wieder, umarmte erfreut den Sohn und gab ihm 15 Rotten Soldaten, und in einer von diesen war auch ich!

Sowohl in diesem Griechischen Bericht, als im „Lateinischen Constantinroman“ wird berichtet, dass Constantin ein natürlicher Sohn des Constantius ist, dass Constantius, nachdem er der Helena ein Geschenk gemacht hat, sie verlässt und nicht wieder an sie denkt, dass Constantin geboren wird und aufwächst, ohne dass der Vater von seiner Existenz etwas weiss, und dass Constantius erst nach mehreren Jahren etwas von ihm hört und ihn durch das der Helena einst gegebene Geschenk wiedererkennt.

Auch abgesehen von der Griechischen Sprache, in welcher die Eusignius-Erzählung geschrieben ist, weisen mehrere Anzeichen darauf hin, dass sie im Oriente entstand und geschrieben ist. Die Autorität, welche in derselben dem Römischen Senate beigelegt ist, offenbart eine vollständige Unwissenheit in Bezug auf die politischen Verhältnisse in Italien zur Zeit des Constantius und ausserdem findet sich in derselben auch nichts erwähnt von den Einrichtungen und Gebräuchen des mittelalterlichen Abendlandes, nichts von Feudalismus und Ritterstand, nichts von Wallfahrten nach Rom, während dies alles in meinem libellus de Constantino vorkommt.

Wie die Wiedererkennungsgeschichte, so ist auch der Bericht von den betrügerischen Kaufleuten ursprünglich selbständig für sich überliefert worden. Es war dies eine der zahlreichen Piratenerzählungen, welche der Griechische Roman liebte. Der Beweis für die Selbständigkeit dieser Geschichte von den betrügerischen Kaufleuten kann allerdings nur aus einer Novelle des 14. Jahrhunderts erbracht werden[1]. Dieselbe ist aber, wie

  1. Storia o Leggenda di Manfredo Imperadore di Roma, figlio di Guido Salsieri, sposo della figlia dell’ Imperadore di Constantinopoli, e successore dell’ imperadore Antonio, in Scelta di curiosità letterarie inedite o rare dal secolo XIII al XIX. Vol. I. Bologna, Romagnoli. 1861. pag. 9–29. Zambrini vermuthete, dass der nicht genannte Verfasser Giovanni Fiorentino sei, was aber Coen pag. 79 bezweifelt.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_016.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)