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und sehen sich einsam und verlassen auf der Insel. Constantin, betrübt und niedergeschlagen mehr um der Gattin als um seiner selbst willen, offenbart ihr seine eigene niedrige Geburt und Lebensstellung und zeigt sich so verzweifelt über den Betrug, dessen er einestheils Mitschuldiger gewesen, anderntheils Opfer geworden, dass er ihr zuruft: „Tödte mich oder lass mich selber mich tödten!“ Die junge Frau ist bemüht, ihn zu trösten und sagt ihm, dass sie nun seine Gattin sei und dass sie ihn liebe und mit ihm leben wolle, wer er auch sein möge; um ihm Muth zu machen, spricht sie zu ihm auch von den Kostbarkeiten, welche ihre Mutter ihr gegeben hat und welche ihnen sehr nützlich sein könnten, wenn sie nur erst wieder in den Verkehr mit Menschen gelangt wären. Sie leben nun einige Tage, indem sie von den Früchten der Bäume essen und Meerwasser (!) trinken. Dann sehen sie zu ihrem Glück vorübersegelnde Schiffsleute und rufen ihre Hülfe an. Diese landen an der Insel und lassen sich die Erlebnisse der Ausgesetzten erzählen. Constantin und seine Gattin theilen ihnen indessen nicht die ganze Wahrheit mit; sie sagen nur, dass ein Sturm das Schiff, mit dem sie gefahren, an die Insel getrieben habe, dass man an’s Land gestiegen wäre, um sich auszuruhen und dass nachher ihre Reisegefährten unbedachtsamer Weise ohne sie wieder weggefahren wären; das Zelt erwähnen sie nicht und sie lassen es auf der Insel zurück aus Furcht, die Pracht desselben möchte die Falschheit ihrer Erzählung erkennen lassen.

Auf diese Weise erreichen sie den Hafen und kommen in Rom an. Constantin geht nun mit seiner Gattin nach dem Hause, wo seine Mutter Helena früher wohnte, welche er vier Jahre nicht gesehen hat; nachdem er der Mutter alles, was ihm an Abenteuern begegnet war, erzählt hat, erkennt sie ihn wieder; sie freut sich, den Sohn wieder zu erhalten, denkt aber mit Betrübniss an ihre Armuth und die Schwierigkeit, für drei Personen Nahrung und Kleidung zu schaffen. Die Schwiegertochter macht ihr jedoch wieder Muth, indem sie ihr die Kostbarkeiten zeigt, welche sie mitgebracht. Als Helena dieselbe betrachtet, empfängt sie zugleich eine Bestätigung dessen, was Constantin ihr von der hohen Geburt seiner Gattin gesagt hat.

Diese Kostbarkeiten werden verkauft und mit einem Theile des daraus gelösten Geldes gründet Helena ein Gasthaus. So

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_009.jpg&oldid=- (Version vom 29.10.2017)