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seine Tochter und grosse Schätze mitgeben; so könnten sie sich selbst bereichern und zugleich dem Feinde der Römer schweren Schaden bereiten.

Ohne Zeit zu verlieren nehmen die Kaufleute den Constantin mit in ihr Haus, und der Knabe, erfreut von dem Wohlleben, das ihm zu Theil wird, denkt nicht an seine Mutter, während diese den Verlust ihres Sohnes bitterlich beklagt.

Drei Jahre nachher oder etwas später machen die Kaufleute viele Schiffe zurecht und begeben sich mit dem fürstlich angethanen Knaben zum Griechischen Kaiser, welcher ihnen einen glänzenden Empfang bereitet. Sie erklären ihm den Zweck ihrer vermeintlichen Gesandtschaft: der Kaiser beruft die vornehmsten Staatsbeamten zu einer Rathsversammlung und diese erklären, man müsse die Gelegenheit ergreifen, Frieden zu machen. Der Kaiser lässt die Kaufleute kommen und verkündigt ihnen seine Zustimmung zu der vorgeschlagenen Hochzeit. Diese Hochzeit wird mit grosser Pracht gefeiert. Nach zwei oder drei Monaten, welche in Festen und öffentlichen Lustbarkeiten vergehen, erklären die Kaufleute, dass sie auf Befehl ihres Fürsten heimkehren und den jungen Prinzen mit seiner Gemahlin in ihr Vaterland bringen müssten. Der Kaiser und die Kaiserin werden darüber betrübt und lassen viele Klagen laut werden; aber nachdem sie sich mit ihren Getreuen berathen, erkennen sie es an, dass es nothwendig sei, sich dem Willen des Römischen Kaisers zu fügen. Die Schiffe werden mit grossen Schätzen beladen. Heimlich aber händigt die Kaiserin ihrer Tochter noch einige Kleinodien aus Gold und Edelsteinen ein von so hohem Werthe, dass kaum ein ganzes Land zum Ausgleich dafür ausgereicht haben würde, und zwar zu dem Zwecke, dass sie diese Kostbarkeiten benutzen könne, wenn ihr ein Unglück zustiesse oder wenn die Kaufleute sollten einen Betrug im Sinne gehabt haben.

An dem vorausbestimmten Tage schiffen sich die Kaufleute mit dem jungen Ehepaare ein und fahren ab. Als sie sich dem Römischen Gebiete zu nähern beginnen, weichen sie von dem richtigen Curs ab und fahren auf eine verlassene wüste Insel los. Hier steigen alle an’s Land, um die Nacht in Ruhe zu verbringen; am Ufer wird ein Zelt errichtet für das junge Paar. Während der Nacht machen sich die Kaufleute auf und davon. Frühmorgens werden die jungen Leute die Verrätherei gewahr

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 8. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_008.jpg&oldid=- (Version vom 29.10.2017)