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Wien 4916. Oldcastle blieb von Heinrich IV. unbehelligt; er schrieb (1413) an König Wenzel, den er, laut Huss’ Briefes, für reformfreundlich hielt.

F. D. Matthew, The trial of Richard Wyche (ebd. ’90, 530) druckt jenen (von Loserth in Prag entdeckten) Brief dieses Wiclifiten über ein mildes Verhör vor dem Bischofe von Durham. Die Kirche wollte offenbar nicht strafen, sondern verlangte formellen Widerruf der Ketzerei, den er damals auch leistete. – 0Nedoma (SB Böhm. Ges. Wiss. ’91 laut HJb 13, 597): Ein Altbunzlauer (Lat.) Codex (15. Jhs.) aus Husitenzeit enthält Hus’ Schreiben ad Ric. Oxon. mit Varianten gegen den Druck und den Brief cuiusdam militis de Anglia, worin Oldcastle Hus (1410) zur Ausdauer mahnt – W. Tille (Z. f. Volkskunde 2, 107): Böhm. Märchen: „Die Engl. Prinzessin Afanasie“ wird vom Französ. Prinzen gestohlen und geheirathet. [Ohne histor. Kern. Obwohl Lollardismus nach Böhmen wanderte, und Richard’s II. Gemahlin dorther kam, wählte das Böhm. Volk England zum Namen einer Terra incognita, wie Shakespeare Böhmen.]

0Morley erörtert, Engl. writers V, W.’s Anschauung aus den Latein. Schriften, die Uebersetzung der Vulgata, die Nicolaus so wörtlich machte, dass sie Purvey 1388/9 mehr idiomatisch bearbeiten musste, [s. unten E149] und die kräftigen Engl. Abhandlungen und Predigten, durch die W. der Vater Engl. Prosa wurde [so Garnett, Mod. lang. notes ’90, 474]. In 0Band VI behandelt M. die Lollarden. – L. Sergeant (Ath. 17IX92, 393): Portraits of Wyclif, seit Bale’s Druck von 1548.

Chaucer. 0Morley, Engl. writers V, spricht Chaucer manches von Neueren angezweifelte Stück zu. – P. Sahlender, Chaucer-Bibliographie für 1889, Anglia 14, *17. Weiteres JB Germ. Philol. 12, 264.

0T. R. Lounsbury, Studies in Ch., his life and writings (3 Bde. ’92), berührt vielseitig, gelehrt, scharf und ausführlich alle krit. Fragen neuester Ch.-Wissenschaft. Der Dichter sei 1331/4 geboren [Pollard, Ac. 20II92, 173 und Ath. 9IV92, 463 sind nicht überzeugt]; ihm gehöre der übersetzte Romaunt of the rose ganz; dessen Nord. Formen nehme er zu Hatfield, dem Wintersitze der Gräfin Ulster, 1357/9 an [? Ath.]. Lydgate’s „Daunt in Englyssh“ bezeichne vielleicht Chaucer als England’s Dante, und deute nicht auf eine Uebersetzung aus Dante. Die „Court of love“ sei spätere vorzügliche Nachahmung Ch.’s. Als Echtheitszeichen lässt L. Sprache und Metrik nicht so unbedingt gelten. Er rühmt an Ch., der doch hauptsächlich praktisch lebte und nur in Mussestunden dichtete, die frische Natürlichkeit eigenster Anschauung der Aussenwelt. Seine Beziehung zu Wiclif erörtert er ausführlich: stets nahm Ch. an theolog. Speculation Antheil, hing aber im Alter weniger einem bestimmt confessionellen Glauben an. So SatR 13II92, 185; Mod. lang. notes ’92, 164.

Meyer [Nachtrag zu DZG 4, 182]: Gower strich den Gruss an den ihm einst befreundeten Chaucer nicht aus Politik, sondern weil er dessen Scherz übel nahm. [M.’s Forschung in England ergab dafür keine neue Stütze.] Um 1398 tadelte G. Richard II. mit „O Deus immense“; aber erst den gestürzten König schmähte er undankbar heftig, erst dem gekrönten [?] Heinrich widmete er servil Dichtungen: eine gelehrte, furchtsame Natur, den Lollarden und dem ihn vielleicht schädigenden Pöbel feind. Den wichtigsten

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 433. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_446.jpg&oldid=- (Version vom 15.3.2023)