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Bess Theol. LZ ’92, 227, der (mit Gottschick und Harnack) die dreierlei Kirchenbegriffe W.’s als Zeichen des histor. Kampfes im damaligen religiös-polit. Rahmen, und nicht (wie vom Verf.) in ein heutiges System gefasst sehen möchte.

0V. Lechler, Joh. Hus (Halle. ’90) behandelt Prags Wiclifismus. – A. Bachmann, DZG 4, 140 bespricht Arbeiten über W.’s Böhm. Einfluss. – Sonstige Bibliographie: DZG 4 Bibliogr. 3034/7; JBG ’88 II 273; III 120; IV 47; Böhringer, Theol. JB VIII 57; IX 189. Vgl. NA 16, 645. – Haupt, Waldenserthum (Freib. ’90 aus DZG I u. III), behandelt W.’s Einfluss in Deutschland, nicht bloss in Böhmen, die Engl. Ketzer Nikolaus, O. Payne und Stephan und W.’s Uebereinstimmung mit dem Waldens. Reformprogramm. Letzteres sei neben überwiegendem Einflusse W.’s eine Wurzel des Taboritenthums. So steht H. zwischen Preger und Loserth [s. DZG 4, 181]; G. Kawerau (ThLbl ’91, 3) und B. Bess (HZ 67, 529) stimmen Haupt im wesentlichen bei, und Loofs (DLZ ’91, 979) gibt zu, dass W. auf eine schon vorhandene Gährung wirkte; fraglich bleibe, ob W. selbst von Waldensern abhing oder mit diesen der seit den Katharern starken Tendenz zum Ideal apostol. Lebens folgte. Dagegen W. Möller (ThLZ ’91, 880) und Loserth selbst (GGA ’91, 142) erweisen die (nach Haupt Waldens.) Lehren von der Verwerfung des Fegefeuers und des Eides, und von der Unwirksamkeit des von Unwürdigen gespendeten Sacraments als Lollardisch. Loserth zeigt, dass der 1398 zu Breslau, schon früher als Ketzer zu Oxford eingekerkerte Stephan die Begründung der Lehre auf die Bibel allein, gegen Heilige, Päpste und Kirche, und den Vorrang des Vaterunsers vor allen Gebeten W. entnahm. Die irrige Ableitung der Hussiten von Waldensern in Böhmen begegnet schon 1428 (in einem Codex, der besagt, in England gebe es keine Waldenser) und bei Gerson. Die Abendmahlslehre W.’s, die zur Einschränkung der Hierarchie und der von W. als gemeingefährlich angesehenen Todten Hand führen musste, beeinflusste die Taboriten: Hus liess erst in Constanz die Remanenz des Brodes fallen. Sodann weist L. fernere Lollardisch-Böhmische Spuren nach: alles Taboritische, was auch bei Wiclif vorkommt, müsse man von Wiclif ableiten.

0Loserth (MIÖG 12, 254): Beziehungen zw. Engl. und Böhm. Wiclifiten, werden z. Th. an Briefen Oldcastle’s 1410/3 [s. DZG IV 184] nachgewiesen; W.’s Schriften waren in Böhmen seit Ende des 14. Jhs. verbreitet. – 0Ders. edirte Verse und Klagen gegen Böhm. Wiclifiten in MVGDBöhm. 29, 290. – 0Derselbe (ebd. 30, 1): Die W.’sche Abendmahlslehre in Böhmen. – *R. L. Poole, On the intercourse between Engl. and Bohemian Wycliffites; EHR Apr. ’92, 306. Enea Silvio sagt nicht, dass Faulfisch Wiclif’s Schriften zuerst nach Prag gebracht habe, und behält Recht, dass dieser De dominio divino und De ecclesia herüberbrachte; deren Hs. Wien 1294 nennt sich zu Oxford 1407 von Nic. Faulfiss corrigirt. – Das Datum der Verbrennung des Ketzers Richard Wyche fällt 1440. Dieser schrieb an Hus 1410, am selben Tage wie Oldcastle an die Prager Reformer, vielleicht durch denselben Boten, der Tractate von dem Schott. Volksprediger Quintin Folkhyrde 1410 nach Prag brachte; sie stehen Czechisch übersetzt in Hs.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_445.jpg&oldid=- (Version vom 15.3.2023)