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und fordern den Staat zur Entpfründung des verweltlichten Klerus auf; Hus hängt auch als Homilet hiervon ab. [Buddensieg.] 5. De officio regio (Socialpolitik in scholast. Argumentation) ed. A. W. Pollard and C. Sayle. 6 u. 7 ed. M. H. Dziewicki. 6. De apostasia (lehnt etwa 1383 massvoll die Wandlung im Abendmahl ab). 7. De blasphemia. 8. De dominio divino libri 3 [acc. De pauperie Salvatoris by Rich. of Armagh, dessen Lehre (s. o. E129) W. zur polit. Basis machte], ed. R. L. Poole. Diese Schrift, von der ein Ms. Czechische Notizen, also Verbindung der Lehre mit Böhmen, zeigt, wohl bald nach 1367, enthält schon die Grundlage für W.’s spätere Ansicht, lehrt die unmittelbare Herrschaft Gottes über die Menschen, bemisst den Werth des Priesteramts nach prakt. Nutzen für die Gesellschaft und empfiehlt directes Studium der h. Schrift. So J. P. Whitney EHR ’91, 762, der W. nur als prakt. Demagogen, nicht als Scholastiker originell nennt; er baue zu wenig vor gegen irrige Folgerungen aus seiner Theorie (wie gegen den Communismus und die Verwirkung von Rang, Besitz und Würde durch die Sünde ihres Trägers) und werde dadurch staatsgefährlich.

0Select English works of J. Wiclif, ed. T. Arnold (Sermons; Treatises exegetical, didactic, controversional; letters and documents), 3 Bde. Oxf. ’91. Hrsg. verzeichnet Wiclif-Literatur und fügt Glossar bei.

E. Förster (ZKG ’91, 494, wesentlich gegen 0Bender, Der Reformator W.): W. als Bibelübersetzer behält das Verdienst frühester vollständiger Bibelübertragung in England. Er legte die h. Schrift nicht aus der Schrift, allein vom hl. Geiste geleitet aus, sondern erklärte, ganz mit Patristik und MA. einig (keineswegs frei oder gar in reformatorischem Sinne absichtlich fälschend), den Inhalt nach Consensus patrum, bes. Chrysostomus, Augustin, Beda, Bonaventura, Aquinas, Nicolaus Lyrensis, und schaltete nur zu schwierigen Stellen, wie Fremdwörtern oder ausländ. Materien, eigene Glossen ein, sorgfältig das Verständniss erleichternd. Reformatorisch dagegen erhob sich über den Katholicismus die Lehre W.’s über die h. Schrift und ihre prakt. Anwendung. – Von des Nikolaus von Hereford Engl. Bibel für Wiclif facsimilirte 0Palaeograph. soc. ’92 die Original-Hs. Bodley; vgl. Skeat, oben E109. – C. L. Kingsford (Dict. nat. biogr.): Richard Lavenham, Karmeliter, schrieb gegen Purvey u. a. theologische Bücher, die meist ungedruckt, aufgezählt werden. John Langton, Karmeliter, beschrieb den Process gegen den Lollarden H. Crump 1392.

0F. Wiegand, De ecclesiae notione quid Wiclif docuerit (Erlanger Diss. Lpz. ’91), benutzt hauptsächlich Wiclif’s De ecclesia, doch auch die späteren Werke und citirt überreichlich. Noch stärker Prädestinarier als Augustin, vermochte W. das Liberum arbitrium nicht aufrecht zu erhalten. Die Kirche identificirte er mit Numerus praedestinatorum: nur Electi erfahren die Wirkung der von der empir. Röm. Kirche mitgetheilten Gratia; nicht prädestinirte Prälaten entbehren der Amtsgewalt. Er blieb bei der Bedeutung der Sacramente fürs Heil des Einzelnen, beim grundsätzlichen Unterschiede zwischen Klerus und Laien, bei der Ueberordnung der Kirche über den Staat. Zuletzt legt Verf. W.’s Lehre vom Fürsten und Reformprogramm dar. So Loserth DLZ ’92, 586; Wilkens ThLbl ’91, 382;

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 431. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_444.jpg&oldid=- (Version vom 15.3.2023)