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Aufgabe, die Publication eines Aachener Urkundenbuchs, in Angriff genommen. Die Bearbeitung desselben ist dem Stadtarchivar R. Pick übertragen, und unter ihm ist der Assistent am Stadtarchiv Dr. J. Lulvès seit Ende August 1891 mit Vorarbeiten beschäftigt. Der Abschluss für die älteste Zeit (bis 1200) darf für 1894 erwartet werden. Von den neun wissenschaftlichen Specialcommissionen, deren Errichtung wir früher zu erwähnen hatten, scheinen nur zwei, die für Münz-, Siegel- und Wappenkunde und die für Sammlung von Flurnamen in Thätigkeit getreten zu sein. Beide haben 1890 und 1891 einige Sitzungen gehalten. Der letzte Bericht aber schweigt darüber ganz, und es scheint, als habe sich die Einrichtung nicht bewährt. Vom Herbst bis zum Frühsommer pflegen monatlich Sitzungen gehalten zu werden, im Sommer einige Ausflüge stattzufinden. Vorsitzender ist wie bisher Geh.-R. H. Loersch in Bonn, Stellvertreter, seit Archivar Pick im Herbste 1891 aus Gesundheitsrücksichten zurücktrat, Pfarrer H. Schnock; die Redaction der Zeitschrift ging mit dem 13. Bande von Pick auf den Stadtbibliothekar Dr. E. Fromm über. Dieselbe nimmt wie bisher eine hervorragende Stelle unter den Localzeitschriften ein.

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Vor kurzem sind nun „die gegenwärtigen Geschichtsbestrebungen in Aachen“ von dem Assistenten des dortigen Stadtarchivs Dr. J. Lulvès in einer besonderen Broschüre einer kritischen Betrachtung unterzogen worden. Die Schrift (mit d. Nebentitel „Moderne G.-Forscher. I“ Aachen, Müller. 104 p.) wendet sich sehr scharf gegen die Sünden des Dilettantismus, behandelt aber entgegen ihrem Titel wohl in zwei Dritteln ihres Umfangs vergangene Dinge, zuerst verstorbene Aachener Historiker, an der Spitze besonders ausführlich Chr. Quix (1773–1844), dann u. a. Laurent, Käntzeler, Haagen u. Frh. v. Fürth. Die Ausführungen des Verfassers gehen manchmal in untergeordnete Details ein, sind aber sehr lehrreich für Jeden, der den Dilettantismus an der Arbeit kennen lernen will. Auch einige Lebende, wie Schollen, Lennartz und vor allem C. Rhön, werden in diesem Zusammenhang kritisirt, aber ohne eigentliche Beziehung zu dem Centrum der „gegenwärtigen Geschichtsbestrebungen in Aachen“. Erst das 3. Capitel, von S. 79 an, behandelt den „Aachener Geschichtsverein und das Urkundenbuch“, zunächst deren Geschichte, dann den gegenwärtigen Stand der Dinge. Aus der Entwicklung des Vereins ist von besonderem Interesse der auf so engem Boden wohl einzig dastehende Vorgang, dass ihm eine zweite Gesellschaft mit ähnlichen, nur beschränkteren Zielen concurrirend zur Seite trat. Da der alte Verein unter A. v. Reumont’s Leitung Reformen unzugänglich und zu wenig volksthümlich war, gründete der städtische Archivar Pick, der sehr bald eine Hauptstütze des Aachener Geschichtsvereins wurde, 1885 den Verein für Kunde der Aachener Vorzeit. Derselbe steht jetzt, nachdem der erste Vorsitzende, H. J. Gross, zurückgetreten, unter dem Präsidium von C. Wacker. Dessen Stellvertreter H. Schnock redigirt auch die Vereinszeitschrift (s. Bibliogr. Nr. 2206). Aus der Kritik, die L. an der jetzigen Thätigkeit der beiden Vereine übt, scheint von wesentlichster Bedeutung der augenscheinlich berechtigte Vorwurf, dass im Organ des jüngeren Vereins sich seit einigen Jahren der Dilettantismus bedenklich breit macht, indem besonders die werthlosen Quix’schen Arbeiten

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 340. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_353.jpg&oldid=- (Version vom 2.3.2023)