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als es deren Ergebnisse für eine grössere Periode im Zusammenhang mit Geschick darstellt; insofern freilich, als in der ganzen Periode selbst Vieles kritisch noch nicht durchgearbeitet ist, halte ich dasselbe für etwas verfrüht.

Mit einem grossen Werke über die schon früher von A. Rambaud, seinem Landsmann und bedeutendsten Vorgänger, eingehend behandelte Geschichte des 10. Jahrhunderts paradirt der durch seine gelehrten und reichhaltigen Forschungen auf dem Gebiete der Byzantinischen Sigillographie und Numismatik bekannte G. Schlumberger[1]. Es ist das äusserlich glänzendste Werk, welches mir je auf dem Gebiete der Byzantinischen Studien vorgekommen ist, ausgestattet mit einer überreichen Fülle von vorzüglichen Karten, Plänen, Bildern. Ein riesenhaftes und pomphaftes, lebendig und frisch, mitunter freilich etwas romanhaft geschriebenes Gemälde wird uns von Schlumberger im Anschluss an die Erzählung der sechs Regierungsjahre des Kaisers Nikephoros Phokas über das politische, militärische, sociale, künstlerische und kirchliche Leben des 10. Jahrhunderts entworfen. Wir dürften uns freuen, wenn jedes Jahrhundert der Byzantinischen Geschichte mit solcher Deutlichkeit vor uns stände, wie dieses nach Rambaud’s und Schlumberger’s Arbeiten. Die einschlägigen Quellen sind mit souverainer Vollständigkeit ausgenutzt worden, insbesondere auch die orientalischen, z. B. die Chronik des Yahia Ibn-Said Ibn-Batrik El Antaky, von welcher 1883 der Baron v. Rosen zahlreiche Auszüge in Russischer Sprache veröffentlicht hat, der von P. Syrku 1883 veröffentlichte Bulgarische Bericht über des Kaisers Tod, das Baseler Manuscript über die Byzantinische Kriegführung, von dem bisher nur Charles Graux drei Capitel herausgegeben hatte u. s. w. Die vorhandene secundäre Literatur, auch wenn sie in Osteuropäischen Sprachen geschrieben, ist fast vollständig verwerthet, nur Weniges ist ihm entgangen. Der Stil ist immer elegant und man kommt nicht leicht von dieser interessanten Lecture weg. Hofft Schlumberger aber wirklich, dass sein Werk sich einen grösseren Leserkreis erobern werde? Denn für einen solchen ist es doch offenbar geschrieben und diese Absicht brachte es mit sich, dass das Werk so dickleibig geworden ist; erst mit S. 359 beginnt die Erzählung von der Regierung seines Helden. Welcher Historiker wird hier die ausführlichen Schilderungen suchen, die der Verfasser vielen von seinem Thema weitab liegenden Ereignissen und Zuständen widmet,

  1. Bibliogr. ’91, 1465. Vgl. meine Recension; HZ N. F. Bd. 31, 369 f., sowie meine Abhandlung: Beitrr. z. hist. Kritik des Leon Diak. u. Mich. Psellos; MIÖG 7, 353 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 318. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_331.jpg&oldid=- (Version vom 6.3.2023)