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zu leiden gehabt haben wird, ist es hier umgekehrt gewesen, besonders die späteren Zeiten der Byzantinischen Geschichtschreibung sind ein noch sehr unbebautes Feld. Eben desswegen wäre es aber auch ungerecht, dem Verfasser etwa einen Vorwurf daraus machen zu wollen, dass man im Verlaufe der Darstellung noch auf so manche gähnende Lücke trifft. Eine Historiographie der Byzantinischen Geschichtschreibung, die den mit Recht zu stellenden Forderungen vollständig Genüge leistet, – darunter wäre auch die Berücksichtigung der Kleinliteratur zu verstehen, auf welche Krumbacher selbstverständlicherweise verzichten musste – bleibt ein frommer Wunsch auch nach Krumbacher, der das gewiss um so lieber anerkennen wird, als er gerade auf dem historischen Gebiete ausgezeichnet bewandert ist. Die Erfüllung dieses Wunsches werden wir erst nach einigen Jahrzehnten erwarten dürfen, wenn sich erst noch eine grössere Anzahl von Forschern dem dornenvollen Gebiete von Byzanz zugewendet haben wird. Das wird wohl nun bald geschehen, nachdem Krumbacher in dem Byzantinischen Urwald Bahn gebrochen und neuerdings durch die Gründung der Byzantinischen Zeitschrift einen Sammelpunkt für die Byzantinischen Studien geschaffen hat.

Für die Wirthschaftsgeschichte des Römischen sowohl, wie besonders des Byzantinischen Reiches ist von hervorragender Wichtigkeit die Abhandlung von O. Seeck: Die Münzpolitik Diocletian’s und seiner Nachfolger[1], welche die Resultate seiner früheren von mir in der ersten Besprechung erwähnten Arbeit zieht, eine sehr gute Darstellung der Neuerungen, welche Diocletian in dem zerrütteten Römischen Münzwesen einführte, der Folgen derselben und der Münzpolitik Constantin’s und seiner Söhne bis auf die Kaiser Valentinianus und Anastasius. – Nicht zu Gesicht gekommen sind mir desselben Verfassers: Die Zeitfolge der Gesetze Constantin’s[2], ebenso wenig die Abhandlungen von N. Glubokovskij über den Kirchenhistoriker Theodoret[3], von A. Lebedev über die Griechischen Kirchenhistoriker des 4. bis 6. Jahrhunderts[4], und eine anonyme über eine Episode aus dem Leben Constantin’s d. Grossen[5].

  1. Vgl. Bibliogr. ’90, 4338 e.
  2. Ebd. 787 a.
  3. Das apologet. Werk des Theodoret, Bisch. v. Kyrene, als eines der letzten bemerkensw. Denkmäler des literar. Kampfes zw. Christenth. u. Heidenth. (Vorträge in der Ges. v. Freunden geistl. Bild. 1890, I, 81–137. Russisch.)
  4. Die Griech. Kirchenhistoriker des 4., 5. u. 6. Jahrh. (Vortrr. in der Ges. v. Freunden geistl. Bild. 1890, I, 32–81; 254–302; 469–564; 640–663; II, 26–69. Russisch.)
  5. L., Neuer Streit über eine sehr alte Frage aus dem Leben Constantin’s d. Gr. Prawoslawnoje Obosrenije 1890. I, 72–99.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_324.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)