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dem Frieden, der in Utrecht hatte geschlossen werden sollen, und dem, der thatsächlich jetzt in Rastatt zu Stande kam.

Der Kaiser war im März 1713 bereit, alle Veränderungen, die im Interesse des Savoyers stattgefunden hatten, anzuerkennen, ebenso Sardinien mit dem Königstitel dem Kurfürsten Max Emanuel zu überlassen. Im ersten Punkte war nichts erreicht worden, im zweiten jedoch das erzielt, dass Sardinien dem Kaiser blieb und der Kurfürst nicht König wurde. Man hat in der Wiener Hofburg sicherlich den Werth dieser letzten Errungenschaft höher gerechnet als das erstere; denn der Werth der armen, wenig fruchtbaren Insel Sardinien war nicht allzuhoch anzuschlagen. Wenige Jahre später hat sie dann allerdings eine gewisse Bedeutung erlangt, dadurch, dass sie gegen Sicilien ausgetauscht werden konnte.

Nach den letzten in Utrecht von den Franzosen gestellten Forderungen hätte aber der Kaiser auch seine in Italien gewonnene Stellung wieder aufgeben, namentlich das unendlich wichtige Mantua, ebenso Mirandola, herausgeben müssen und hätte die päpstlichen Ansprüche auf Comacchio anerkennen sollen. Es hätte sich damals mit Leichtigkeit aus dem Frieden, kam er auf dieser Basis zu Stande, eine Art von Französischer Schutzherrschaft über die Italienischen Fürsten entwickeln lassen. Torcy hat es recht unverhohlen ausgesprochen. Von alledem war im Rastatter Friedensinstrumente keine Rede mehr; die Stellung des Kaisers in Italien wurde dadurch gar nicht berührt, die Regelung der strittigen Punkte dem Sonderübereinkommen zwischen ihm und den Fürsten überlassen, d. h. so viel wie dem überwiegenden kaiserlichen Einflusse ausgeliefert. Erwägt man dazu, was für Pläne man in Italien hatte in Bezug auf eine Succession in Parma, Piacenza und Toscana, so musste das von der grössten Bedeutung für Karl VI. sein. Das Facit dieser Erwägungen gibt darum ausserordentliche Vortheile für den Kaiser in Italien.

Im Utrechter Entwurfe war es vorgesehen, dass dem Frieden mit Frankreich auch der mit Spanien folgen würde; man war ja in Wien darauf schon völlig vorbereitet; auch davon war jetzt nicht mehr die Rede. Alle Folgen eines solchen Friedensschlusses, wie die Anerkennung Philipp’s von Anjou, der Verzicht des Kaisers auf die Spanischen Hauptländer fielen weg. Ein Moment von grösster Bedeutung für die Empfindlichkeit,

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_307.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)