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worden sei, man sich aber um des Friedens willen endlich auch dazu herbeilassen müsste, allerdings unter gewissen Einschränkungen. Auch bezüglich des dritten Punktes müsste man sich fügen.

Die Conferenz entschied weiter im Einvernehmen mit dem Kaiser, dass man endlich sich auch zu bequemen hätte, den Theil des Utrechter Friedens, der Savoyen betraf, anzunehmen. Betreffs der Catalanen war bereits der Beschluss gefasst worden, sich eventuell mit der dienstwilligen Intervention Ludwig’s bei Philipp V. zu begnügen[1]. Auf jeden Fall müsste aber eine Intervention für Rakoczy abgelehnt werden. Endlich könnte auch den beiden „gewesten“ Kurfürsten schon vor Schluss des Friedens ihr früherer Titel gegeben werden[2]. Man sieht da den Kaiser mehr als sonst üblich in Fragen der Würde und des kaiserlichen Rechts nachgeben; es war doch am Wiener Hof die Sorge sehr lebhaft geworden, es könnten die furchtbar angespannten militärischen und finanziellen Kräfte der Erbländer sonst abermals zu einem Kriegszuge genöthigt werden, und wessen man sich diesfalls vom Reiche zu versehen hatte, zeigt ein ziemlich gleichzeitiger Bericht Prinz Eugen’s: die Kreise verlangten den Frieden quoquo modo; Kurmainz habe sogar den Argwohn geäussert, dass die Friedenshandlung nur wegen Porto-Longones und der Catalanischen fueros scheitere – dass also das Reich aus selbstischen Habsburgischen Zwecken werde leiden müssen[3]. Und als dann der Französische Secretair de Contades eine in den Hauptsachen genehme Antwort aus Versailles brachte, rieth Prinz Eugen nochmals auf das dringendste zum Frieden[4]. Die Stimmung am Wiener Hofe selbst, die noch im Januar sicher mit dem baldigen Frieden gerechnet hatte[5], war aber merkwürdiger Weise jetzt vollkommen umgeschlagen. Sie wurde kriegerisch, nur wenige noch glaubten an Frieden, grosse Unsicherheit vor der Zukunft hatte alle Gemüther gefasst[6]. In dieser Situation voll aufgeregter Erwartung brachte endlich am 28. Februar kurz vor Mittag ein Courier die Erlösung mit der Nachricht, Villars habe

  1. Anlass dazu hatte die Haltung der Catalanen selbst gegeben, die nicht mehr die Bestätigung ihrer „fueros“ durch diplomatische Intervention, sondern Losreissung von Spanien durch eigene Kraft anstrebten. Arneth II, 334.
  2. Relatio conferentiae vom 13. Febr.; der Kaiser an Pr. Eugen 16. Febr.
  3. Prinz Eugen an den Kaiser 20. Febr.
  4. Ders. an dens. 24. Febr.
  5. Vettor Zane 13. Jan.
  6. Vettor Zane 24. Febr.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 286. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_299.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)