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Frieden machen wollen. In diesem Sinne befürwortet er auch selbst die einzelnen Punkte des prinzlichen Ultimatums[1].

Am 6. Februar verliessen die beiden Unterhändler das Schloss des Markgrafen Ludwig Wilhelm von Baden. Der erste Theil dieser Verhandlungen war zu Ende gekommen. Noch einmal musste die Frage, ob Krieg ob Frieden, die interessirten Mächte beschäftigen.


III.

Die Wiener geheime Conferenz hatte sich nun ein andermal mit dieser im letzten Stadium befindlichen Friedensunterhandlung zu beschäftigen. Sie hatte sich wiederholt dahin ausgesprochen, dass dieser modus tractandi „gantz unordentlich und gerad wider die Reichssatzungen seye“, nämlich dass vom Kaiser im Namen des Reichs ohne dessen Auftrag und Directive unterhandelt werde. Man hatte aber schliesslich gemeint, es sei doch nothwendig, da über der Einholung derselben in Augsburg zu viele Zeit verloren gehen könnte und dem Französischen Einflusse und den Reichsländischen „Widersprechungen“ zu viel Spielraum eingeräumt würde[2]. Nun musste man erfahren, wie dieses Friedenswerk, das man auf eigene Faust unternommen hatte, zu scheitern drohte an Französischem Starrsinne.

Ueber die letzten Pariser Bedingungen war nun der äusserste Entschluss zu fassen. Die Conferenz nennt sie ein fast durchgehends unanständiges Friedensproject. Als vornehmste strittige Punkte werden drei bezeichnet: wenn Frankreich dem Kaiser seinen gebührenden Titel nicht zugestehen möchte, wenn es auf Ersatz an die beiden Kurfürsten dringen sollte für alles, was aus dem Lande ausgeführt worden war (Kleinodien, Möbel, Gemälde), wenn es den Kaiser zwingen sollte, zu einer Friedenshandlung mit Spanien zu schreiten. Die Minister halten diese Punkte für so wichtig, dass sie der Entscheidung des Kaisers selbst überlassen bleiben müssten. Dieser entschied in sehr nachgiebigem Sinne dahin, dass er sich mit dem kaiserlichen Titel allein – ohne den Spanischen – begnügen wollte; dass die Kurfürsten von Baiern und Köln zu entschädigen misslich sein werde, da vieles ausser Land gekommen oder umgeschmolzen

  1. Courcy II, 230 ff.
  2. Conf.-Prot. vom 23. Jan. 1714.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 285. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_298.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)