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neuerlich den Wunsch ausgesprochen, ihn zu sehen, worauf ihn der Prinz wirklich im allgemeinen über seine Instructionen informirt und ins Französische Lager reisen lässt[1]. Hauptsächlich soll er aber den Marschall von der Geneigtheit des Wiener Hofes, zu unterhandeln, überzeugen. Villars hatte bei der Nachricht, dass der Pfälzische Minister mit Aufträgen vom Prinzen Eugen komme, erwartet, er werde bereits mit einer kaiserlichen Vollmacht ausgestattet sein und ist sehr enttäuscht, wie er das Gegentheil erfährt. Ja er nimmt Gelegenheit, in ernsten Worten die Lauheit des Wiener Hofes mit dem Friedenseifer seines Königs zu vergleichen. Auf das Andringen des Pfälzers lässt er sich aber doch in allgemeine Erörterungen der Friedensbedingungen ein, aus denen hervorgeht, dass die Herausgabe von Landau nicht mehr zu erreichen sein dürfte; auch über den Austausch von Baiern gegen die Niederlande spricht er sich in einer Weise aus, die Hundheim drastisch durch die Worte wiedergibt: „man mögte sich mit dem alten Gesang nit auffhalten“[2].

Villars hatte diese Aeusserungen auf bestimmte Weisung von Paris aus gethan; sie setzte im allgemeinen die von Frankreich zu fordernden Bedingungen auf das Mass der letzten in Utrecht gestellten fest, nur dass die dort benannten Besitzer von Oberpfalz und Sardinien diese Länder austauschen dürften. Ebenso sollten Mantua und Mirandola vom Kaiser aufgegeben werden. Als Preis für die siegreiche Campagne ist Landau zu behaupten und für Freiburg, dessen Uebergabe sicher scheint und das zu behalten nicht zweckmässig wäre, ein Aequivalent zu fordern: entweder Breisach und Kehl, oder eines von beiden, oder Philippsburg. Doch ist da ein Nachlass zulässig[3]. Die Unterredung Hundheim’s mit Villars zu Büsingen hatte aber in Wien die letzten Zweifel an der Aufrichtigkeit der Französischen Anknüpfung verscheucht; es kamen dazu vertrauliche Berichte aus Paris, die da meldeten von dem allgemeinen Bedürfnisse nach Frieden[4]; es kamen dazu die fortdauernd ungünstigen Berichte

  1. Prinz Eugen an den Kaiser 24. Oct.
  2. Courcy II, 24; Hundheim an Sinzendorf u. Prinz Eugen an den Kaiser 30. Oct.
  3. Courcy II, 17 ff.
  4. Graf von Weltz, Pfälzischer Gesandter in Paris, an Kurfürst Johann Wilhelm 1. Nov.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_288.jpg&oldid=- (Version vom 7.12.2022)