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im Frieden von Rastatt wirklich gegeben haben, so die Entschädigung für Kurpfalz, die Herrschaft für die Princesse des Ursins.

Karl VI. hatte obigen Ministerbeschlüssen seine Zustimmung ertheilt, dabei aber sich vorbehalten, noch Aenderungen vorzuschlagen, die er dann gleichzeitig an Prinz Eugen weitergab: – ob sich der Kurfürst Max Emanuel nicht mit den Niederlanden, eventuell vermehrt durch Sardinien, begnügen möchte; dann würde er in Deutschland gar nicht restituirt und der kaiserliche Achtspruch behielte seine Geltung. Ferner sollte an die Orsini die Herrschaft bloss als dominium utile gegeben, die Oberlehnsherrlichkeit aber vorbehalten bleiben[1]. Man sieht, wie dieser Kaiser auch nicht einen Augenblick die Aufrechthaltung seiner Würde vergisst – ein Zug, der bei aller praktischen Ungeschicklichkeit nicht verfehlen kann, mit Achtung vor diesem Habsburger zu erfüllen. In loyaler Weise wurde sofort an die vornehmlichsten Reichsstände Mittheilung gemacht von der geschehenen Friedensanknüpfung.

Während dieser Wochen hatte Villars seine Verbindung mit den Pfälzern fortgesetzt, bald aber gezeigt, dass er sie nur als Brücke benutzen wolle, um mit dem Wiener Hofe direct in Verhandlung treten zu können. Schon am 30. August hatte er Beckers versichert, dass er augenblicklich, sobald nur der Wiener Hof zustimme, die gehörige Vollmacht von Versailles erhalten werde. In der That ist dieselbe schon vom 24. August datirt. Mit Bedauern merkte aber Villars immer wieder die Zurückhaltung des Wiener Hofs; der Eifer der Pfälzer genügte ihm nicht. Wohl gab er auf wiederholtes Andrängen Beckers’ demselben einen Pass für den Baron Hundheim, worauf dieser den Marschall sofort in seinem Lager bei Breisach aufsuchte, aber derselbe weigerte sich in Details mit dem Minister einzugehen[2]. Auch Prinz Eugen war über die Vordringlichkeit der Pfälzer nicht sehr erbaut; sich des Beckers’ fernerhin zu bedienen, lehnte er entschieden ab[3]. Hundheim dagegen weiss sich vorläufig noch unentbehrlich zu machen, er versichert den Prinzen, Villars habe

  1. Der Kaiser an Prinz Eugen am 4. Oct.
  2. Courcy, La coalition de 1701 contre la France. Paris 1886. tome II, p. 21.
  3. Prinz Eugen an den Kaiser 6. Oct.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 274. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_287.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)