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Baierns, die Heirath einer Josephinischen Prinzessin mit dem Erbprinzen von Baiern[1], die Entschädigung der Pfalz durch Sardinien oder Burgau würden seinem Könige genügen. Villars verwerthet auch gleich im vorhinein den Besitz des noch belagerten Landau, indem er gegen entsprechende Aequivalente dessen Rückgabe in Aussicht stellt. Der Pfälzische Minister Freiherr von Hundheim theilt dieses Anerbieten am 20. August dem Hofkanzler Grafen Sinzendorf mit. Er fügt aus Eigenem hinzu, sein Fürst würde sich mit Sardinien und Landau begnügen, so dass die Markgrafschaft Burgau dem Kaiser verbleiben könnte. Ja der Kurfürst habe den Gedanken gefasst, dass Max Emanuel von Baiern die Niederlande erhalten sollte, er selbst durch ein Gebiet an der Maas entschädigt werde, sohin ganz Baiern und Sardinien an den Kaiser fallen würden. Von den Italienischen Angelegenheiten scheint wenig die Rede gewesen zu sein; Hundheim erwähnt nur flüchtig, dass dem Kaiser das ius praesidii in Mantua gesichert wäre. Die Mittheilungen seines Ministers unterstützt Kurfürst Johann Wilhelm dann am 4. September durch ein eigenhändiges Schreiben an den Kaiser.

In Wien fand die Anknüpfung vorerst wenig Aufmunterung, nur kühlen Dank. Der Gedanke des Austauschs der Niederlande gegen Baiern sei dem Kaiser nicht unerwünscht, es müssten aber Frankreich und Max Emanuel selbst darauf antragen: das wird auch später festgehalten, dass der Impuls dazu von auswärts kommen müsse. Der Kaiser und sein Hof glauben nicht an den Ernst und die Aufrichtigkeit Villars’[2]. Mittlerweile ist aber Landau gefallen; die Schwarzwälder Linien auf dem Rosskopfe sind durchbrochen, Villars rüstet zu neuer Unternehmung gegen Freiburg. Dieser äussere Druck bewegt endlich den Kaiser, den Rathschlägen seiner Minister nachzugeben: man dürfe das Französische Anerbieten nicht rundwegs ablehnen, wolle man nicht die oft betonte kaiserliche Friedensliebe arg compromittiren.

Man beschloss, Prinz Eugen die Weiterführung der Verhandlung, entweder mit Villars direct, oder durch Beckers, zu überlassen; die Reichsstände, vor allem Mainz und Hannover,

  1. Dieses Heirathsproject verschwindet dann später in Folge einer sehr energischen Erklärung Prinz Eugen’s vom Tapet. Arneth II, 312.
  2. Sinzendorf an Hundheim 9. Sept. u. Kaiser an Kurfürst v. d. Pfalz. 15. Sept.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_284.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)