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in Utrecht zwischen den kaiserlichen und den Französischen Bevollmächtigten unter Intervention der Engländer, die sich durch diese neuerlichen Forderungen Ludwig’s XIV. tief betroffen zeigen, dennoch aber kein Hehl daraus machen, dass sie unter jeder Bedingung den Frieden unterzeichnen müssten[1] Eine Intervention derselben in Versailles um Zurücknahme oder Milderung des neuen Projects bleibt erfolglos, weil sie von der Englischen Regierung nicht unterstützt wird.

Es tritt daher an den Wiener Hof die Alternative heran, entweder auch diesen bitteren Kelch noch zu leeren, oder allein den Krieg weiter zu führen. Ganz sicher vermeint man in London, in Paris, der Kaiser werde ersteren Weg einschlagen, ihn einschlagen müssen[2]. Selbst in Wien ist diese Ansicht vorherrschend[3]. Aber die geheime Conferenz fasst in ihrer Sitzung vom 3. April unter Vorsitz des Kaisers den entgegengesetzten Beschluss.

Als Ultimatum für den Friedensschluss werden jetzt folgende Bedingungen gesetzt: Mantua, Mirandola und die Toscanischen Küstenplätze sind zu behaupten, Comacchio’s braucht keine Erwähnung gethan zu werden[4]. Eine Entschädigung für den angeblichen Bruch des Ilbesheimer Vertrags ist abzulehnen. Die Oberpfalz hat bei Kurpfalz zu bleiben. Die Ausstattung der Fürstin Orsini, desgleichen der ausdrückliche Verzicht auf Spanien, ist zu verweigern. Auf diesem Ultimatum haben die kaiserlichen Gesandten in seiner Ganzheit zu bestehen, wird auch nur eine Bedingung nicht zugestanden, so haben sie sofort die Verhandlung abzubrechen[5]. Es handelt sich hier um Punkte, welche beinahe ausschliesslich sich auf die Hausmacht des Kaisers beziehen, das Reich nahezu gar nicht berühren. Mit der alleinigen Ausnahme der Frage, ob die Oberpfalz wieder an Baiern zurückfallen oder bei Kurpfalz bleiben sollte, bildete damals keine Reichsangelegenheit die

  1. Bericht aus Utrecht 9. Apr. 1703; voulez-vous que nous aurions l’honneur d’être pendu pour l’amour de l’empereur? âusserten die Engländer einmal, W. S. A. F.
  2. Bericht Hoffmann’s aus London 4. Apr. 1713, W. S. A.
  3. Vettor Zane 11. März u. 8. Apr., W. S. A. F.
  4. Einige Wochen später wurde beschlossen, dieses dem Papste nach geschlossenem Frieden zurückzugeben. Conf. Prot. 9. Juli, W. S. A.
  5. Kaiserl. Weisung 3. Apr., W. S. A. F.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_277.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)