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kaiserlichen Partei zurückzubringen, scheiterten abermals; die Lage der in Catalonien zurückgebliebenen Kaiserin Elisabeth und ihrer Truppen wurde inzwischen höchlichst gefährdet, die Räumung Cataloniens, die Rückkehr der Kaiserin unerlässlich. Beides war nur durch Englische Schiffe möglich; England forderte aber dafür die bindende Erklärung von Seiten des Kaisers, die Neutralität in Italien zu beobachten, nicht etwa mit den zurückgeführten Truppen den Herzog von Savoyen zu beunruhigen. Und schon meldet auch Graf Sinzendorf aus dem Haag, er sei von Lord Strafford vor die bestimmte Alternative gestellt worden, den Krieg ganz allein fortzuführen oder den vorgeschlagenen Frieden anzunehmen.

Diesbezüglich formulirt der Engländer Bedingungen, die er als mit Frankreich vereinbarte, letzte bezeichnet. Der kaiserliche Gesandte fügt hinzu, er sehe keinen anderen Weg vor sich, als den, um jeden Preis Frieden zu schliessen[1]. Die Wiener Minister – Graf Wratislaw, fast schon sterbend, mit ihnen – sind derselben Ansicht. Der Venetianische Gesandte in Wien urtheilt damals über den anscheinend bevorstehenden Frieden, er könne nicht nachtheiliger und schmachvoller gedacht werden. Der Kaiser leiste noch Widerstand, aber die Forderungen der Nothwendigkeit müssten ihn brechen[2]. In den Conferenzen von Ende December 1712 nimmt der Wiener Hof die Englischen Friedensbedingungen grossentheils an. Auf Spanien soll de facto, wenn auch nicht ausdrücklich, verzichtet werden; die Rebellen im Reiche, der Baier und der Kölner, werden in Gnaden aufgenommen, ersterem sogar Sardinien mit dem königlichen Range zugestanden.

Dagegen wurde die Savoyische Forderung, Sicilien mit der Königskrone, unabweislich verweigert; überdies verlangt, er solle das Vigevanasco zurückgeben; der Kaiser wollte seinen Besitzstand in Italien einschliesslich Mantuas behaupten[3]. Klar zeigt sich darin, welche Richtung von nun an die kaiserliche Politik nehmen wird, wie die Welschen Rathgeber in der Nähe des Kaisers ihr Ziel immer darin finden werden, die Oesterreichische

  1. Sein Bericht vom 13. Dec. 1712, W. S. A. (Wiener Staatsarchiv).
  2. Vettor Zane 24. Dec. 1712. Ven. Ges.-Ber., W. S. A. F. (Wiener Staatsarchiv; Filiale).
  3. Referat an den Kaiser 31. Dec. 1712, W. S. A. F.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_275.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)