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oder man wagte alles, wie Plauen es einst wollte. – Selbst wenn man sich von Küchmeister’s administrativen Talenten[1] für das Wohl des Landes viel versprach – und sicherlich sind seine Bemühungen, wie sie sich namentlich in der Codification der Speciallandesordnungen des Jahres 1420[2] zeigen, durch welche die alten Satzungen über das Münzwesen[3], den Rentenkauf[4], die Honorarsätze für Advocaten, Handwerker, Feldarbeiter und Gesinde, die Massregeln für Mass und Gewicht, über öffentliche Sicherheit, Gerichtswesen, gegen unsittlichen Lebenswandel geordnet, verbessert und ergänzt werden[5], nicht gering zu schätzen –: dass durch das Hinausziehen der Entscheidung die Verhältnisse des Ordens sich innerlich kräftigen würden, konnte angesichts der thatsächlichen Entwicklung der Dinge niemand erwarten. Denn angenommen auch, die häufigen Missernten und Ueberschwemmungen[6] hätten unter Küchmeister’s Regierung Preussen nicht heimgesucht: ein Blick auf die von uns dargelegte finanzielle Lage der Deutschen Balleien, die Folgen der von Jahr zu Jahr unsichereren politischen Lage auf Preussen, belehren unzweifelhaft, dass eine schnell versuchte Lösung des Dilemmas wenigstens eher die Möglichkeit des Erfolges für sich hätte haben können, als die von Küchmeister befolgte Politik. Sie musste Ackerbau, Handel und Gewerbe ruiniren, sie zwang zu immer neuen Rüstungen, sie veranlasste die unerschwinglichen Ausgaben für diplomatische Verhandlungen und konnte trotzdem nicht den Krieg vermeiden, der am 27. September 1422 im Frieden am Melno-See einen für des Ordens Zukunft so verhängnissvollen Ausgang haben sollte[7].

Wenn Küchmeister am Ende seiner Laufbahn auf seine Wirksamkeit als Hochmeister zurücksah, so konnte er wahrlich nicht befriedigt sein. Alle seine Bemühungen um das ihm anvertraute

  1. Bereits, als er Vogt von Samaiten war, trat diese Eigenschaft an ihm hervor. Vgl. Krumbholtz S. 145–151.
  2. Töppen I, 347–61.
  3. Töppen I, 239 ff. – Vossberg S. 144–160 § 64–74. – Bender, Beitr. zur Gesch. des Preuss. Geld- und Münzwesens.
  4. Voigt V, 465.
  5. Töppen I, 359.
  6. Posilge zu 1414, 1415 und 1416 in Script. III, 358, 360, 361.
  7. Voigt VII, S. 447–450. – Krumbholtz, S. 208–209.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_271.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)