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hat der orden nicht, und dorumb so mus her von jar czu jar sich mit hulfe beworben mit groser koste und czerunge, das im yn das lengste unfuglich czu tragen“.

Die Berechtigung dieser Klagen erweist ein Ueberblick über die Beziehungen des Ordens zu Polen. Um während der 8 Jahre von 1414 bis 1422 (also vom Hungerkrieg bis zum Golub’schen Krieg[1]) den Frieden zu erhalten, bedurfte es nicht weniger als sieben Waffenstillstände. Die im ursprünglichen Strasburger Vertrage vom 7. Oct. 1414 vereinbarte Waffenruhe galt bis zum 8. Sept. 1416. Statt zu der erhofften Friedensvermittlung durch das Konstanzer Concil zu führen, wurde sie im Frühjahr 1416 in Paris durch König Sigismund und Karl VII. von Frankreich bis zum 13. Juli 1417 verlängert, und so dann weiter von Jahr zu Jahr, zuerst im Mai 1417 in Konstanz, auf’s neue ebendort am 13. Mai 1418 durch Papst Martin bis zum 13. Juli 1419, dann durch päpstliche und Englische Gesandte auf einer Conferenz des Hochmeisters und des Grossfürsten Witold von Littauen bis zum 21. Juli 1421 und schliesslich im 7. Waffenstillstande, den Kurfürst Friedrich von Brandenburg vermittelte, bis zum 24. Juni 1422[2], worauf dann der Golub’sche Krieg begann. Der Grund, weswegen nicht aus den 7 Waffenstillständen ein fester Friede gemacht wurde, liegt, wie Caro schon bemerkt[3], darin, dass Polen und der Orden wohl für „die vorläufige Massnahme einer Beifriedensverlängerung“ zu haben waren; denn dadurch wurden die „eigentlichen Interessenpunkte“ nicht berührt. Ganz anders eine dauernde Vereinbarung, die „territoriale Veränderungen“ im Gefolge haben musste.

Erklärt sich so die fortwährende Hinausschiebung der Entscheidung, so kann sie doch durchaus nicht als ein Vortheil für den Orden erscheinen. Dass für des Ordens Zukunft und für seine Erhaltung in den alten Grenzen dadurch nichts gewonnen

  1. Caro III, 428–36 u. 540–5.
  2. Vgl. dazu: 1414 Raczynski S. 189 Nr. 7 u. Posilge in Scriptores III S. 347. – 1416 Schbl. I a Nr. 93, 101; Schbl. XXI a Nr. 72. Voigt VII, 284; Caro III, 455. – 1417 Posilge in Scriptores III, 369; Voigt VII, 304. – 1418 Bunge V S. 365 Nr. 2235. Voigt VII, 319. – 1419 Bunge V S. 491 Nr. 2332. Voigt VII, 354. – 1420 C. e. W. Nr. 899. Voigt VII, 380; Caro III, 532. – 1421 Bunge V Nr. 2557; C. e. W. Nr. 949. Riedel, Codex dipl. Brandenb. 2. Haupttheil III S. 412 Nr. 1151.
  3. Caro III, 493.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_251.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)