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oder auch selbst gegen Wucherzinsen neue Darlehen abschlugen[1]. Dass zeitweilig völlige Creditlosigkeit eintrat, wurde schon erwähnt. Daneben aber waren von Seiten der Wechsler noch positive Massregeln zu fürchten. Ausser Schuldhaft, von der der Procurator einmal spricht[2], konnten die Banquiers auch die Erklärung des Bannes gegen die ganze Ordensvertretung veranlassen. Mehr denn einmal wurde damit gedroht[3], und nur der energischen Reclamation Wormditt’s beim Hochmeister um Hülfe[4], nur seinem persönlichen Einfluss auf die Wechsler[5] hatte der Orden es zu verdanken, dass diese entehrende Strafe seinen Mitgliedern erspart blieb.

Immerhin musste sich der Procurator doch auf das tiefste gedrückt fühlen. Wir erinnern nur daran, wie sein Vertrauen auf Mittheilungen des Hochmeisters, denen dann Briefe der Lieger oder die späteren Ereignisse widersprachen, getäuscht wurde. Bei solcher Stimmung schrieb er an Küchmeister wohl: „also offte mir ein brieff von euch kompt, so vorheisse ich und gelobe, und so es nicht geschiet, so stehe ich in schanden und bleibe in den logen“[6]; oder ein andermal: „ich wil keyn bose wicht umb uwern willen nicht werden; ich will gern meyne ere vorwaren“[7], oder er bemerkte über den Lieger „her will mich czu eyne loeger machen“[8]. Neben solcher Erbitterung äussert sich auch eine förmliche Verzweiflung. Am 28. April 1416 schreibt Peter: „ich burge also lange, als ich mag, wenn ich nicht me mag, so hor ich uff“[9]. Drei Monate später meldet er dem Hochmeister: „ich mag warlich vor jamer nicht me geschreiben[10]; ich weis nicht, wo ich hin sal adir wie ichs angriffe sulle. Ich mag nicht me burge und wir müssen glich wol essen und

  1. Schbl. I Nr. I a; Schbl. I a Nr. 141.
  2. Schbl. II Nr. 7: „geschit das [d. h. die Bezahlung] nicht, so mus ich allhie czu gysel und czu pande bliben“. Vgl. auch Schbl. II Nr. 2.
  3. Schbl. LXVI Nr. 62.
  4. Schbl. II Nr. 20. Brief des Procurators an den Hochmeister: „lasset uwern orden die schande nicht geschehen, das man uns umb gelt allhie banne“.
  5. Schbl. I a Nr. 128: „ich hette sie [d. h. die Wechsler] sust nicht mocht stillen, sie hetten uns lassen bannen.“
  6. Schbl. I a Nr. 139.
  7. Schbl. I a Nr. 138.
  8. Schbl. I a Nr. 120.
  9. Schbl. I a Nr. 89.
  10. Schbl. I a Nr. 130.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_248.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)