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konnte beliebig oft erfolgen, denn die Wechsler in Brügge hatten mit ihren Genossen in Konstanz einen äusserst regen Verkehr. Alle Wochen liefen aus Brügge Nachrichten ein[1], die sich über die finanziellen Verhältnisse in Brügge, über die Creditfähigkeit der Lieger aussprachen[2]. Für den Procurator waren diese Berichte aus Brügge deshalb von so grosser Wichtigkeit, weil davon die Möglichkeit abhing, sich auf einem zweiten Wege Geld zu verschaffen, durch Wechsel, die in Konstanz begeben wurden und dann in Brügge von den Liegern eingelöst werden sollten[3]. Lauteten die Nachrichten aus Brügge ungünstig, so versagten die Banquiers dem Procurator den Credit, ein Ereigniss, das, wie wir sehen werden, sich häufig wiederholte. Wormditt musste sich dann dadurch zu helfen suchen, dass er für Wechsel auf Brügge persönliche Bürgschaft einging[4]. Schlug auch dies Mittel fehl, so nahm er seine Zuflucht zu den Hülfsquellen, die den andern Ordensvertretern in Konstanz zu Gebote standen[5]. Verfügten aber auch diese über kein baares Geld und war ihnen Beschaffung aus ihren Amtsbezirken unmöglich, so schlugen sie denselben Weg ein wie der Procurator. Gleich ihm leiht z. B. der Deutschmeister Geld auf Wechsel, die in Brügge zahlbar sind, und gewährt durch Verpfändung eines Theils seiner Häuser den Wechslern Sicherheit[6]. – Von Bankhäusern, mit denen der Procurator resp. die Lieger in Geschäftsverbindung stehen, werden zwei häufig erwähnt; es sind dies die „geselschaft de Albertis“[7] und Philippi Janni[8].

Sollte dies soeben geschilderte System functioniren, so war nöthig, dass die Lieger in Brügge – denn an sie hielten sich, wie gesehen, schliesslich Procurator, Gebietiger und

  1. Schbl. I a Nr. 80: „die Wechsler haben alle wochen briffe von Bruck“.
  2. Schbl. I a Nr. 130, Nr. 89.
  3. Schbl. I a Nr. 147; Schbl. XXX Nr. 37; Schbl. I a Nr. 139. Stelle aus einem Brief des Procurators an Küchmeister. Der Hochmeister hat Peter geschrieben: „wie das euch gar swer sey, wechsel zu Bruck obir zu keufen und das es besser vor mich [d. h. Wormditt] were, das ich die wechsel alhie im hofe machte, so wellet irs [d. h. der Hochmeister durch die Lieger] denne zu Bruck beczalen uff sulche zeit“.
  4. Schbl. II Nr. 27; Schbl. II Nr. 43.
  5. Schbl. 98 Nr. 36.
  6. Schbl. I a Nr. 79, Nr. 110, 121.
  7. Schbl. I a Nr. 89 Nr. 125. Schbl. II Nr. 43.
  8. Schbl. LXI Nr. 49. Adelsgeschichte B Nr. 158.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_238.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)