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seine Spitze gegen den König richtete, geschah mindestens nicht ohne seine Zustimmung. Ein Hauptantheil daran ist wohl dem ränkevollen Mainzer Erzbischof zuzuschreiben, der in den Bahnen seines Vorgängers Johann, wenn auch mit minderem Geschick, zu wandeln liebte. Nachdem ihm sein Anschlag auf das Reichsvicariat misslungen war, ergriff er gewiss gern die Gelegenheit, als Dechant des Reiches an der Spitze eines den König in den Hintergrund schiebenden Kurvereins eine führende Rolle zu spielen.

Nun ist es aber Thatsache, dass Friedrich im Sommer 1424 den Rheinischen Kurfürsten zu einer Milderung ihrer schroffen Sprache gegen den König rieth[1], und man hat daraus den Schluss ziehen wollen, als könne Friedrich auch im Januar nicht der Vertreter der „schärfsten Tonart“ innerhalb des Kurfürstencollegs gewesen sein[2]. Doch beweist dies nur, dass es in dem angegebenen Moment in seinem Interesse lag, den König nicht zu reizen. Und das ist leicht begreiflich. Hatte sich doch inzwischen gegründete Aussicht auf eine Versöhnung mit Sigmund eröffnet. Herzog Albrecht von Oesterreich[WS 1], mit dem Könige wie mit dem Markgrafen durch verwandtschaftliche Bande verbunden, hatte Sigmund im Mai zu bewegen gewusst, die Ausgleichung der Zwistigkeiten in seine Hände zu legen. Seiner Entscheidung, hatte dieser erklärt, wolle er sich ohne Widerspruch fügen, auch mit Friedrich in Wien oder an einem sonst geeigneten Orte persönlich zusammenkommen. Herzog Heinrich von Landshut[WS 2] hatte sich beeilt, dem Markgrafen die willkommene Botschaft zu verkünden[3].

Auch den Gesandten der Kurfürsten hatte der König schon im April seine Geneigtheit erklärt, ihre Vermittelung zum Ausgleiche anzunehmen[4]. Für Friedrich bot Herzog Albrecht’s Vermittelung

  1. RTA VIII, Nr. 307.
  2. E. Brandenburg a. a. O. S. 183, Note 3.
  3. Diese Angaben der Gesandten Friedrich’s an Wladislaw, Mai 1425, RTA VIII, 360, dürfen wir wohl als richtig betrachten, obwohl dieser Bericht, den man bisher auffallender Weise als ganz unverdächtige Quelle benutzt hat, sehr tendenziös gefärbt ist.
  4. RTA VIII 303, 12. Brandenburg’s Angabe, a. a. O. S. 180, Sigmund habe den Gesandten versprochen, sich bis dahin aller Feindseligkeiten gegen Friedrich zu enthalten, beruht auf einem Missverständniss des Textes.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Albrecht V. (1397–1439), von 1404 bis 1439 Herzog von Österreich und von 1438 bis 1439 König des Heiligen Römischen Reiches, König von Ungarn und Kroatien sowie König von Böhmen.
  2. Heinrich XVI. der Reiche von Bayern (1386–1450), von 1386 bis 1450 Herzog von Bayern-Landshut.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_217.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)