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Deutsche waren, hatte eine besondere Section für Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, und die ersten grossen histor. Leistungen gehören zwei Deutschen, Aug. Ludw. Schlözer und Gerh. Fried. Miller. Der grosse Aufschwung der Geschichtsforschung äusserte sich in dem unermüdlichen Ansammeln von Dokumenten, und Karamzin, der mit einem so grossen Erfolg zu den Deutschen Historikern in die Schule gegangen, gebührt die Ehre, diese im Laufe von vielen Jahrzehnten angehäuften Quellen nach einem wissenschaftlichen Gesichtspunkt in seiner Geschichte des Russischen Staates (deutsch von Hauenschild und Goldhammer) durchforscht zu haben.

Aber seit dem allmählichen mächtigen Einfluss der grossen Repräsentanten der historischen-kritischen Schule Deutschlands beginnt die Entwicklung der neuen wissenschaftlichen Geschichtsforschung in Russland. Die Historiker Niebuhr und Ranke, die Philologen Grimm und Bopp, die Juristen Eichhorn, Gans und Savigny fanden in Russlands Gelehrten eifrige und schaffenslustige Jünger. Auf allen Gebieten des Russischen Volkslebens, in Geschichte, Archäologie, Ethnographie, Paläographie, Literaturgeschichte und Slavistik etc. begann ein rastloses Forschen.

Als glänzende Frucht dieses neuen Aufschwunges der Geschichtsforschung muss das Werk M. Solovjev’s (1820–1879) betrachtet werden, die 29bändige, leider nicht vollendete Geschichte Russlands, welche eine unerschöpfliche Fundgrube für jeden künftigen Geschichtsschreiber dieses Staates sein wird. Mit seiner Objectivität und kritischen Methode bildete er eine ganze Schule. Die grosse Mehrzahl aller Arbeiten galt der Russischen Geschichte in ihren verschiedenen Entwicklungsmomenten. Ueber den Ursprung des Russischen Staates schrieben Gedeonov, Ilovajskij, Zabělin, Kunik, Kotljarevskij, Pervoljv u. a.; die politischen Verhältnisse des alten Russland erforschten u. a. K. Aksakov, Kostomarov, Zabělin, Sergěevič. Die Geschichte der allmählichen politischen Centralisation des Moskauer Staates beschäftigte vorzugsweise Zabělin, Solovjev, Kavelin, Bestužev, Ključevskij („Bojarskaja duma“ = der Bojarenrath, 1882), Sergěevič („Věče i knjazj“ = die alte Volksversammlung und der Fürst. 1883); Zagoskin (russkija juridičeskija drevnosti = russ. jurid. Alterthümer, Bd. I. 1890). Sehr viel Aufmerksamkeit wurde der Epoche Peter’s des Grossen geschenkt: Ustrjalov, Solovjev, Pekarskij, Pogodin, Kostomarov waren in dieser Hinsicht sehr thätig; grundlegende Arbeiten Kostomarov’s beleuchteten die Geschichte Kleinrusslands. Die Epoche der Thronrevolutionen und die folgenden Zeiten wurden in vielen Punkten durchforscht, besonders dank der Veröffentlichung von zahlreichen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_164.jpg&oldid=- (Version vom 27.2.2023)