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Mit diesem Resultat stimmen die Ergebnisse fast aller anderen Ueberlieferungen vollkommen überein.

Heinrich VI. nennt sich vom Jahre 1270 an beständig ainsneis fils le comte de Luxembourg; erst seit 1274 nimmt er einen eigenen Titel an, indem er sich Henri de Luxembourg, sires de la Roche, Henricus dominus Rupensis etc. nennt. Diese Annahme des neuen Titels hängt ohne Zweifel mit seiner Heirath zusammen, da Laroche seiner Gemahlin Beatrix als Wittum angewiesen war; die seit 1265 schwebenden Verhandlungen werden also jetzt zum vollen Abschluss gelangt sein, Laroche dem Sohne Heinrich’s V. übertragen, damit er es bei einzugehender Ehe seiner Gemahlin zuweisen könne.

Im Jahre 1288 fiel Heinrich VI. auf dem Schlachtfelde von Wöringen, sein ältester Sohn hatte also damals erst 12 Jahre, sein dritter Sohn Balduin, geboren im Jahre 1285, erst drei Jahre. Die Gesta Balduini haben daher vollständig Recht mit der Klage über den Tod des Grafen: Hic ploratus et ululatus de tam parwulis pupillis, Henrico, Walramo et Baldewino, qui Baldewinus tunc temporis nondum tertium aetatis suae annum complevit. Quibus sic patre orbatis, quid essent acturi quoque diversuri, a nonnullis querulose in altum elevatur.

Dazu kommt ferner der Umstand, dass Heinrich VII. bei seines Vaters Tode noch minderjährig war und während der nächsten Jahre unter der Vormundschaft seiner Mutter stand. Brosien[1] hat freilich diese Vormundschaft zu leugnen gesucht. Seither aufgefundene Documente beweisen indessen auf das deutlichste die Unhaltbarkeit seiner Hypothese.

Zunächst kommt ein Schreiben Heinrich’s VII. an Johann von Avesnes, Grafen von Hennegau, in Betracht; er bittet diesen am 6. März 1289 um Aufschub für die Huldigung, die er ihm zu leisten hat: Je vous prie et requier… que vous me voelliés tenir pour excuset de çou que je ne sui aleis à vous, pour faire hommage de ce que je doi tenir de vous, car vous savés, sire, que je ne suis mie ore en point de men cors conduire à me volentei[2].

Die Vormundschaft wird ferner auf das klarste bewiesen durch den am 1. Oktober 1290 zwischen Gui von Flandern und Beatrix, Heinrich’s Mutter, abgeschlossenen Vertrag; denn Beatrix urkundet

  1. l. c., p. 477.
  2. Original im Staatsarchiv zu Lille. – Bull. des séances de la comm. de l’hist. d. Belgique, 4. série, XII, 345.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_151.jpg&oldid=- (Version vom 27.2.2023)