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Allein, während der Preussische König sich redlich bemühte, die von seinem Neffen begangene „Dummheit wieder gut zu machen“[1], war man an den meisten Europäischen Fürstenhöfen weit davon entfernt, seiner vermittelnden Thätigkeit die gebührende Anerkennung zu zollen. Im Gegentheil. In London, wo man seit langer Zeit Preussen als die wahre Ursache des Scheiterns eines Englisch-Russischen Allianztractats zu betrachten gewohnt war[2] und dem Berliner Hofe ausserdem wegen der jüngst erfolgten Annexion Polnischer Gebiete und der dem Britischen Handel mit Danzig dadurch zugefügten empfindlichen Verluste schweren Groll nachtrug[3], erblickte man in dem Vorschlag des Petersburger Cabinets (Ende September), England möge gemeinsam mit Russland, Preussen und Dänemark in Stockholm eine drohende Declaration überreichen und sich im nächsten Frühjahr an einem allgemeinen Angriff auf Schweden durch Gelder und eine Flotte betheiligen, nichts weiter als einen „Preussischen Plan“, auf den man keinenfalls eingehen dürfe, wolle man nicht Schwedisch-Pommern als eine leichte Beute dem verhassten Preussenkönige in die Hände spielen[4]. Und nicht viel

    Berliner Geh. Staatsarchivs eingehend schildert (S. 90–94), bemerkt zutreffend, dass Friedrich’s „diplomatische Action gegen Russland via Wien“ seine Stellung zum Stockholmer Staatsstreiche „vielleicht am allerklarsten charakterisirt“. Aus dem von Hjelt oft citirten Briefwechsel zwischen Friedrich und seinem Wiener Gesandten Edelheim geht u. a. hervor, dass der König vor allem darauf bedacht war, sich durch die etwaigen Insinuationen von Kaunitz nicht in den Augen des Petersburger Hofes zu „compromittiren“.

  1. So heisst es in dem Immediaterlass des Königs, 4. September. Hjelt [Beilagen] S. 26 f. – Smitt II, 173 f. druckt: „rajuster la mauvaise affaire“ anstatt „rajuster la sottise“. Natürlich verdient der von Hjelt mitgetheilte Originaltext den Vorzug.
  2. Gunning an Suffolk, 28. Juli/8. August 1772: „I do believe that, were she [the Empress] not so much under the influence of the King of Prussia, as there is reason to suppose, the difficulties which have hitherto retarded the alliance might be got over“. Sbornik XIX, 301.
  3. Vgl. Michael, Englands Stellung zur 1. Theilung Polens. Hamburg 1890.
  4. Gunning an Suffolk, 14./25. September; Suffolk an Gunning, 30. October u. 10. November. Sbornik XIX, 320–22 u. 331–35. Vgl. auch Raumer IV, 560. – Am 30. October schreibt S.: Die Vorschläge Panin’s „bear strong marks of being a Prussian plan and Swedish Pomerania is plainly the price of His Pruss. Majesty’s assistance“. England beabsichtige indessen
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 127. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_127.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)