Seite:De DZfG 1892 08 110.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zunächst nach Kopenhagen begeben, wo er aus der durch den Sturz Bernstorffs (15. September) völlig veränderten Lage für seine eigenen hochfliegenden Pläne Nutzen zu ziehen hoffte[1]. Indessen fand er nur den Grafen Rantzau, „den geschworenen Feind Russlands“, zur Annäherung an Schweden geneigt, während Struensee und Osten zwar das Verhältniss Dänemarks zu Russland weniger innerlich als früher zu gestalten wünschten, hingegen einem völligen Bruch mit der Kaiserin Katharina, welche die Entlassung Bernstorff’s als einen ihr persönlich zugefügten Schimpf betrachtete, um jeden Preis aus dem Wege gehen wollten. Es wurde daher auch während der Anwesenheit des Schwedischen Kronprinzen aufs Sorgfältigste alles vermieden, was der Empfindlichkeit der Petersburger Regierungskreise frischen Nahrungsstoff zu bieten vermochte, und um eine Hoffnung ärmer, musste Gustav nach einigen Tagen die Residenz seines Dänischen Schwagers verlassen[2][WS 1].

Auch bei seiner Ankunft in Paris (4. Februar 1771) wartete seiner eine neue bittere Enttäuschung. Denn während er gehofft hatte, denjenigen Staatsmann noch im Amte zu finden, der seit 1766 die Interessen des Stockholmer Königshofes mit grossem Geschick bei Ludwig XV. vertreten, sah er sich in Folge des plötzlichen Sturzes seines Freundes Choiseul (24. December 1770) einer gänzlich veränderten Situation gegenüber, welche alle seine früheren Berechnungen mit einem Schlage über den Haufen warf. Ja, er musste befürchten, sein Aufenthalt in Frankreich werde trotz des wohlwollenden Empfangs am Versailler Hofe in politischer Beziehung resultatlos bleiben.

So standen die Dinge, als ein Ereigniss eintrat, welches niemand vorausahnte, niemand hatte vorausahnen können: der plötzliche Tod des Schwedischen Königs Adolf Friedrich (12. Februar). Scheinbar konnte die Thronbesteigung Gustav’s an den Beziehungen zwischen Preussen und Schweden nichts oder doch nur sehr wenig verändern. Denn Friedrich war, wie wir wissen, bei den inneren

  1. Behnisch, 12. October: „La chute du baron de Bernstorff est un sujet de satisfaction pour le parti français“. Behnisch, 20. November: „Le parti dominant se promet de grands avantages du voyage du Pr. R. en Danemark.“
  2. Vgl. Holm, Styrelsen af Danmark-Norges Udenrigspolitik under Struensee; in: Dansk hist. Tidsskr. Raekke IV, Bd. II p. 345–81.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Tidskr.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_110.jpg&oldid=- (Version vom 11.9.2022)