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gemeint war das Entgegenkommen des Kopenhagener Hofes keineswegs, sondern nur darauf berechnet, der Russischen Kaiserin Sand in die Augen zu streuen. Erklärte Bernstorff doch in jenen Tagen wiederholentlich ganz offen dem Dänischen Gesandten in Petersburg, eine nähere Verbindung zwischen Preussen und Dänemark sei ein Ding der Unmöglichkeit, da Friedrich d. Gr. seit 1765 den Dänischen Staat als einen unbequemen, ja gefährlichen Mitbewerber um die Gunst Katharina’s betrachte und mehr als je darauf bedacht sei, Russland von allen übrigen Mächten zu isoliren und dadurch von der Unentbehrlichkeit der Preussischen Freundschaft zu überzeugen[1]. Wie richtig der Dänische Premierminister gerechnet hatte, das bewies das Schicksal des Dänisch-Preussischen Allianzprojects, welches in Folge des hartnäckigen Widerstandes des Preussischen Königs ebenso schnell, wie es gekommen war, wieder von der Bildfläche verschwand[2].

Am 30. Januar 1770 schloss die Schwedische Reichstagssession. Was Friedrich d. Gr. vorausgesagt hatte, war Wort für Wort in Erfüllung gegangen. Die kühnen Hoffnungen und Zukunftsträume des Stockholmer Königshofes waren in Folge der persönlichen Nebenabsichten der Hüte wie Seifenblasen zerstoben, und wenige Monate hatten genügt, um den glänzenden Sieg über die Mützen in eine schwere Niederlage zu verwandeln. Sicherer denn je zuvor fühlte sich die auf der Regierungsform von 1720 aufgebaute Adelsherrschaft, von Russland, Preussen und Dänemark vertragsmässig behütet und beschützt. Und doch wurde dieser Reichstag von unermesslichem Werthe für die Bestrebungen

  1. B. an Scheel, 3. u. 9. März 1770. Corr. minist. II, 456 n. 458 ff. Am 9. März heisst es u. a.: Friedrich bemühe sich „de se tenir toujours dans le cas de profiter de tous les événements favorables, qui pourraient lui arriver. Personne par cette raison n’aime moins les alliances que lui. Il n’y a que la Russie avec laquelle il en désire, pour être sûr de cette Puissance, dont il a senti la force et vis-à-vis de laquelle, vu la situation du pays, il peut tout perdre et ne rien gagner. C’est elle seule qu’il craint et qu’il flatte – – –. Il souhaite sincèrement d’être bien avec elle, il est jaloux de tous ses amis et souhaiterait ardemment qu’elle n’en eût point d’autre que lui“.
  2. Vedel S. 344 behauptet, dass Friedrich nach der Erneuerung des Preussisch-Russischen Vertrages „sich nun auf einmal sehr eifrig zeigte“, mit Dänemark gleichfalls einen Tractat abzuschliessen. Worauf V. diese Behauptung stützt, ist uns unerfindlich!
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_106.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)