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Reichstages sich wegen der persönlichen Nebeninteressen der Hüte schon nach wenigen Monaten in eine Niederlage verwandeln würde, und nach seiner Ansicht drohte nur dann eine Gefahr für den Europäischen Frieden, wenn die Mützen den Beistand Russlands gegen die Anhänger Frankreichs anrufen, oder wenn diese, in blindem Vertrauen auf die Ohnmacht Russlands[1], jede Rücksicht auf die Kaiserin Katharina ausser Acht lassen und dieselbe dadurch zum äussersten, d. h. zur Entthronung Adolf Friedrich’s und zur Einsetzung eines anderen Königs, treiben würden[2].

Um dieser Gefahr vorzubeugen, hatte Friedrich d. Gr. sofort dem Baron Cocceiji anbefohlen, in Stockholm geschickt zu insinuiren, dass Schweden, wolle es etwas den Russischen Interessen Schädliches unternehmen, sich unfehlbar früher oder später die Rache Russlands „auf den Hals laden“ werde, da der Petersburger Hof trotz des Krieges mit der Pforte noch über ein Corps von 20 000 Mann an der Finländischen Grenze verfüge[3]. Auch gab er wenige Tage darauf – als zugleich mit einem die friedlichsten Versicherungen enthaltenden Schreiben der Königin Ulrike recht bedrohliche Nachrichten aus Stockholm nach Berlin gelangten, welche eine Kriegserklärung Schwedens an Russland befürchten liessen[4] – seiner Schwester in klaren Worten zu verstehen, dass Preussen und Dänemark „nach dem Wortlaut der Verträge“ sich bei einem Bruche zwischen dem Stockholmer und Petersburger Hofe zu einer bewaffneten Intervention in Vorpommern bezw. Norwegen genöthigt sehen würden[5].

Besonders ernst aber nahm man die Dinge in der Russischen

  1. Cocceiji, 16. December: „Depuis qu’on sait la Russie occupée ailleurs, on ne la craint plus et la haine qu’on lui porte éclate publiquement“. – Cocceiji, 23. December: „Le parti français a témoigné publiquement sa joie de la rupture survenue entre la Porte et la Russie“.
  2. Friedrich an Cocceiji, 30. December 1768; 3. u. 6. Januar 1769.
  3. Friedrich an Cocceiji, 26. u. 30. December 1768.
  4. Cocceiji, 3. Januar 1769 (beigefügt war der Brief Ulrikens): „Les amis de la Russie craignent un événement pareil à celui de l’année 1738, où l’Ambassadeur de France, le Cte. de St. Severin, après avoir fait casser une partie du Sénat, parvint à faire allumer la guerre qui fut si funeste à la Suède“.
  5. Friedrich an Ulrike, 16. Januar 1769. Fersen III, 385 f.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_088.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)