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eingeschränkt, da König Christian und Bernstorff sich ins Ausland begeben hatten[1]; und auch in Preussen war man weit davon entfernt, von den geheimen Umtrieben der Französischen Regierung in der Schwedischen Hauptstadt etwas zu ahnen, da Cocceiji sich durch das reservirte Benehmen Modène’s täuschen liess und seine ganze Aufmerksamkeit auf die im Umlauf befindlichen Gerüchte richtete, welche eine Requisition Schwedischer Hilfe durch die Pforte in nahe Aussicht stellten[2].

So konnte es geschehen, dass die Gesandten von den Vorgängen am 12. und 15. December völlig überrascht wurden. Zwar befanden sich die Vertreter Russlands, Dänemarks und Englands noch im Besitze der Declarationen, welche ihnen im Sommer 1766 von ihren Höfen für den Fall der äussersten Gefahr überwiesen worden waren. Aber ihre eigenen Schützlinge, die Reichsräthe, verbaten sich eine jede derartige Unterstützung, um in den Augen der Nation nicht in falschem Lichte zu erscheinen[3]. Auch würde ein solcher Schritt wohl kaum auf den Gang der Ereignisse Einfluss ausgeübt haben. Denn Worte ohne Geld pflegten in Schweden nur wenig auszurichten, ganz abgesehen davon, dass man nicht die Mitwirkung des Preussischen Collegen zu erlangen vermochte, wodurch die innere Uneinigkeit der Verbündeten nur noch schärfer hervorgetreten wäre[4].

Am Berliner Hofe war man mit der Zurückhaltung Cocceiji’s durchaus einverstanden. Denn König Friedrich wusste aus alter Erfahrung, dass jeder etwaige Sieg der Hofpartei bei Beginn des

  1. Vedel S. 306–308.
  2. Cocceiji, 25. November: Die angebliche Türkische Requisition sei nur „une intrigue de la France auprès de la Porte pour entraîner la Suède et exciter des troubles dans le Nord“. Vgl. auch Cocceiji 4., 8. u. 18. November; 2. u. 6. December.
  3. Vgl. Tengberg S. 65 ff. u. Malmström VI, 90 Anm.
  4. Cocceiji, 16. December: Osterman habe ihm mitgetheilt „qu’il avait un ordre de se concerter, au cas qu’on voulût convoquer la diète par des voies forcées, avec les Ministres des Cours alliées de la Russie et de faire une déclaration – – –. Il m’a demandé mon conseil et si je n’étais pas intentionné d’en faire une de mon côté. V. M. sait que les ordres qu’Elle m’a donnés, sont trop présents à ma mémoire pour que j’aie conseillé dans une pareille affaire“. Er habe daher O. erwidert „que – – –, vu la véhémence avec laquelle on poussait les choses, je ne croyais pas qu’une déclaration pût empêcher la diète“.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_087.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)