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suchte namentlich den Kronprinzen Gustav an die Seite Frankreichs zu fesseln, da die Berichte des Französischen chargé d’affaires Duprat aus Stockholm immer deutlicher erkennen liessen, dass man in jenem Prinzen das geeignete Werkzeug zur Ausführung des Französischen Operationsplans gefunden habe. Und in dieser Erwartung täuschte man sich nicht. Denn niemand in Schweden empfand die Demüthigung seines Vaterlandes tiefer und schmerzlicher; niemand wurde von heisserem Wunsche beseelt, die Schwedische Nation durch einen kühnen Handstreich von ihren Russischen Peinigern zu erlösen, so dass es nur noch der Meldung vom Abschlusse der Conföderation zu Bar (29. Februar 1768) bedurfte, um jenen kaum zweiundzwanzigjährigen Jüngling von der Ueberzeugung zu durchdringen, der Tag der Abrechnung mit den Russen sei gekommen, und jetzt oder nie könne eine Revolution siegreich in Schweden zur Durchführung gelangen.

Natürlich musste man sich vor allem die moralische wie finanzielle Unterstützung des Versailler Hofes sichern. Denn ohne dieselbe erschien das ganze Unternehmen von vornherein aussichtslos. Es war für Gustav und seinen Freund K. Scheffer wahrlich keine leichte Aufgabe, die Zaghaftigkeit des Schwedischen Königs zu überwinden. Doch gelang es Mitte Mai (?)[1] ihren vereinten Ueberredungskünsten, Adolf Friedrich zur Absendung eines eigenhändigen Schreibens zu bestimmen, in welchem er Choiseul dringend ersuchte, unverzüglich einen gewandten Diplomaten nach Stockholm zu beordern und denselben mit weitgehenden, der Sachlage angemessenen Vollmachten zu versehen.

Die Hoffnungen, welche man in Stockholm an diesen Schritt des Königs geknüpft hatte, erfüllten sich in reichstem Masse. Sofort nach Empfang des Schreibens liess Choiseul durch Duprat dem Königspaar versichern, dass „die Wiederherstellung der Schwedischen Monarchie“ nach wie vor den Grundpfeiler des Französischen Systems bilde, und dass er persönlich den Herbst

  1. Nach Malmström VI, 55 Anm. müsste der Brief nach dem 17. Mai verfasst sein. Hingegen erwähnt Geffroy a. a. O. S. 418 Anm. 1 und S. 433 Anm. 3 ein eigenhändiges Schreiben Ad. Friedrich’s an Choiseul, welches er das erste mal vom 3. Mai, später aber vom 13. Mai datirt sein lässt. Welche der drei Zahlen die richtige ist, wage ich nicht zu entscheiden.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 83. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_083.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)