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Dienst leisten zu können[1]. Wie wenig diese milden und ermahnenden Worte gefruchtet hatten, das erwiesen Anfang 1768 die Meldungen Cocceiji’s von den Umtrieben der Anhänger Frankreichs und von den Vorgängen in der Reichsrathssitzung vom 9. Februar. Genug, es blieb dem Preussischen Könige nichts Anderes übrig, als nochmals seiner Schwester die Gefahren eines Bruches mit Russland vor Augen zu führen; weshalb er ihr denn auch zu bedenken gab, dass die Kaiserin nur auf die Einberufung eines ausserordentlichen Reichstages warte, um sofort 20 000 Mann in Finland einrücken zu lassen, mit denen sich ausser den Mützen auch ein Dänisches Heer vereinigen würde, also eine geradezu erdrückende Uebermacht gegen das von Geldern und Truppen entblösste Schwedische Reich[2].

Den ermahnenden Worten Friedrich’s und den vereinten Bemühungen Russlands und Dänemarks, welche auf gemeinschaftliche Kosten in der Schwedischen Hauptstadt ein Bestechungs- und Nachrichtenbureau errichtet und Flugschriften wie Emissäre zur Beschwichtigung der Gemüther in die Schwedischen Provinzen entsandt hatten[3], gelang es, den drohenden Brand noch einmal zu begrenzen, freilich nicht zu löschen. Denn unter der Asche verborgen glimmte der Funke der Unzufriedenheit immer lebhafter, so dass es nur noch eines leisen Windeshauches bedurfte, um jenen Funken zur rasenden, alles verheerenden Flamme zu entfachen.

Wie wir wissen, hatte der Versailler Hof im Sommer 1767 zunächst Schweden seinem Schicksal überlassen und nur die persönlichen Beziehungen zu der Schwedischen Königsfamilie aufrecht erhalten, deren Dankbarkeit er sich durch Tilgung der sehr beträchtlichen Schulden des Königspaares für immer erworben[4]. Aber im Geheimen folgte Choiseul wie bisher den Vorgängen in Schweden mit dem lebhaftesten Interesse und

  1. Friedrich an Ulrike, 1. October 1766. Fersen III, 354–56.
  2. Friedrich an Ulrike, 20. Februar 1768. Fersen III, 368–69. In ähnlichem Ton ist sein Immediaterlass an Cocceiji vom 26. Februar gehalten.
  3. B. an Juel, 9. Februar u. an Scheel in Petersburg, 4. April 1768. Corr. minist. II, 341 u. 348. Vgl. Cocceiji, 1. März 1768 und Tengberg S. 63.
  4. Vgl. Malmström V, 490 u. VI, 12. Einige, die Schuldentilgung betreffende Actenstücke in: Gustavianska Papperen. Upsala Bibl.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_082.jpg&oldid=- (Version vom 9.9.2022)