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Aber trotzdem wurde den Sternen nicht unbedingt jede vorbedeutende Kraft abgesprochen; Origenes sah in ihren wechselnden Configurationen eine von Gott herrührende, nur für die Engel und seligen Geister lesbare Geheimschrift, ja, er glaubte sogar mit der Griechischen Philosophie an die Beseeltheit der Himmelskörper[1]. Und neben jener Annahme vom teuflischen Ursprung der Astrologie machte sich doch auch eine mildere Auffassung geltend, entsprechend jener Jüdischen Tradition, welche Abraham dem Chaldäer die Kunst der Sterndeutung zuschrieb[2]. Ein so entschiedener Gegner der Astrologie, wie Tertullian, spricht es bei Erwähnung der Magier und ihres Sternes aus: „Heute gibt es nur noch eine Sternkunde von Christus; die Gestirne Christi beobachtet und kündet sie, nicht die des Saturn und Mars und der übrigen Todten. Aber jene Wissenschaft (der Magier) war bis zur Zeit des Evangeliums zugelassen, auf dass nach dem Erscheinen Christi künftig Niemand mehr irgend eine Nativität aus den Sternen zu deuten versuche.“ Ein Satz, dessen sich die Ueberlieferung des Mittelalters als eines feststehenden Urtheils bedient hat[3]. Also auch nach der milderen Auffassung sollte jedenfalls für den Christen die Beschäftigung mit der Astrologie unbedingt verboten sein, obwohl freilich,

    cap. 9 (Migne, Patrol. latina I, 459; 672); Lactantius, Divin. institut. lib. II, 17; Epit. c. 28 (ebd. VI, 336; 1036); auf der Polemik des Origenes basiren grösstentheils Ambrosius, Hexaemeron lib. IV, 4 (ebd. XIV, 206 ff.), Basilius der Grosse, Homil. VI. in hexaem. (Patrol. gr. XXIX, 127 ff.), Procopius von Gaza (ebd. LXXXVII, 91 ff.). Vgl. auch Joh. Chrysostomus, In Matth. homil. VI. (ebd. LVII, 61 ff.); Augustinus, Confess. IV, 4 ff.; V, 4 ff.; VII, 8 ff.; de Civitate Dei V, 1 ff.

  1. Vgl. Redepenning, Origenes’ Leben II, 350; O. Zöckler, Gesch. der Beziehungen zwischen Theologie und Naturwissenschaft I (1877), 163; 239.
  2. Vgl. Flav. Josephus, Antiquit. Jud. VII, 2. VIII, 2 (ed. Niese I, 108; 167); citirt z. B. bei Isidor von Sevilla, Etymolog. III, 25. Dagegen lässt Georgius Cedrenus den Abraham in Aegypten die Astrologen ihres Wahnglaubens überführen (Corpus histor. Byzant. III a, 53 ff).
  3. Vgl. Tertull., De idololatria cap. 9; Isidor von Sevilla, Etymol. VIII, 9; Alkuin, De dialectica (Patrol. lat. CI, 464); Ivo v. Chartres, Panormia VIII, 66 (ebd. CLXI, 1319); Johannes von Salisbury, Policraticus I, 12. Auch nach der Ansicht mancher Valentinianer hätte der Stern bei der Geburt Christi „das Ende des bisherigen astralen Fatalismus“ bedeutet. Hilgenfeld p. 514.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_034.jpg&oldid=- (Version vom 25.2.2023)