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deutlich herausfühlen. Um so anerkennenswerther ist die Kunst, mit der z. B. der Autor des Abschnittes „Urzeit“ der vielfältigen, seinem Stoffe von je anhaftenden Hypothesen Herr geworden ist. Br. Gebhardt selbst behandelt das 19. Jh. Seiner redactionellen Thätigkeit fällt es vielleicht mit zur Last, dass in allen Theilen des Werkes nicht wenige kleine Versehen, im Text sowohl wie in den Citaten, stehen geblieben sind. Eine 2. Auflage wird hoffentlich bald Gelegenheit geben, alle derartigen Mängel zu verbessern.     [J. Str.]

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Ziemlich gleichzeitig begann ein kurzgefasstes Handbuch der Geschichte zu erscheinen: Bd. I, Oriental. u. Griech. Geschichte von W. Strehl (Breslau, Köbner. 1892. 244 p. 4 M.). Wie schon der Umfang zeigt, ist hier alles sehr viel knapper gehalten als bei Gebhardt; in diesen bescheideneren Grenzen aber scheint Strehl seine Aufgabe mit Geschick gelöst zu haben. Er bietet auf kleinem Raum ein sehr lesbares und relativ vollständiges Repetitorium für Studirende, nach Art eines Collegienheftes; er berücksichtigt dabei Quellen u. Literatur und andeutungsweise auch die schwebenden Controversen. Leider ist aber die Cultur-G. gänzlich unberücksichtigt geblieben. Auch vermissen wir ein Register, das unbedingt zu diesem ersten Bändchen gehörte und durch ein Gesammtregister am Schlusse der ganzen Reihe keineswegs entbehrlich gemacht wird. Titel und Vorwort sagen uns übrigens nichts Genaueres über die Fortsetzung, man erfährt auch nicht, ob diese von demselben Verfasser bearbeitet werden soll.     [J. Str.]

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Es liegt uns ein Französisches Lehrbuch vor, das wir der Aufmerksamkeit Deutscher Fachkreise, besonders auch der Schulmänner lebhaft empfehlen möchten: C. Bémont und G. Monod, Histoire de l’Europe et en particulier de la France 395–1270 (s. Bibliogr. Nr. 2068). Der Band gehört zu einem „Cours complet d’histoire“, der nach dem im J. 1890 entworfenen officiellen Unterrichtsplan unter Leitung Gabr. Monod’s bearbeitet wird. Deutsche Collegen wird die Gesammteintheilung des Stoffes interessiren, die zu Grunde liegt. Vorbereitungsclasse: Erzählungen und Biographien aus der alten, mittleren und neueren Geschichte, VIII. Classe: Französ. Geschichte bis zum Tode Ludwig’s XI., VII. Cl.: desgl. bis 1815, VI. Cl.: Alte Gesch., Orient, V. Cl.: Griechenland, IV. Cl.: Rom, III. Cl.: Europa u. Frankreich bis 1270, II. Cl.: desgl. bis 1610, IB bis 1789, IA bis 1889. Man sieht, es ist im wesentlichen ein zweimaliger Cursus, und die alte Geschichte tritt, abgesehen von den Geschichtserzählungen der Vorbereitungsclasse und abgesehen von den Beziehungen, die der Unterricht in den classischen Sprachen ergibt, erst in dem 2. Cursus auf. Was den vorliegenden Band betrifft, so scheint er sehr geschickt bearbeitet zu sein, ganz mit dem Talent, das unsere westlichen Nachbarn für die Vereinigung prägnanter Kürze mit anschaulicher Darstellung besitzen. Es herrscht ein glückliches Gleichgewicht zwischen politischer und Cultur-Geschichte, zwischen universellem und nationalem Interesse. Entsprechend den Zuständen Europas in diesen Jahrhunderten, tritt Deutschland ziemlich stark hervor, und nach einigen Stichproben zu urtheilen, dürfen wir mit der Behandlung, die unsere Geschichte gefunden hat, zufrieden sein, – wenn

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 410. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_410.jpg&oldid=- (Version vom 18.1.2023)