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im Verlaufe dieses Sommers die Hofhaltung in dessen Mauern verlegt wurde“, rechtfertigt Meyer von Knonau die Aufnahme des Lambert’schen Berichtes in die Jahrbücher (I, p. 278).

Unseren früheren Ausführungen gemäss (vgl. Diss. S. 68 u. oben S. 312) können wir in diesem Umstande allein keinen Beweis für die Zuverlässigkeit der Nachricht sehen. Lambert’s Erzählung scheint uns aber aus anderen Gründen geradezu unhaltbar. Vor allem ist sie mit den übrigen unter sich übereinstimmenden Berichten nicht in Einklang zu bringen. Was melden uns diese? Als der unterrichtetste von ihnen muss der Altaicher Annalist angesehen werden. Mit schlichten Worten erzählt er uns den Vorgang. Nach erfolgter Beschlussfassung sind die Verschworenen unerwartet (ex improviso) mit einer grossen Menge (cum grandi multitudine) an den Hof zu Kaiserswörth geeilt. Nach Wegnahme des Kreuzes und der königlichen Lanze (der Insignien) aus der Kapelle bringen sie den König auf ein Schiff und führen ihn, ohne dass Jemand Widerstand geleistet hätte (nulloque obsistente) nach Köln. Nach ihm stellt sich uns das Attentat auf die Reichsregierung als ein gewaltsamer Akt dar, als ein Raub im vollsten Sinne des Wortes. Der Ausdruck „regem ipsum navi imponunt“ deutet schon auf das Gewaltthätige ihres Vorgehens hin. Es ist eine Ueberrumpelung, die wir sich da abspielen sehen, das liegt sowohl in dem „ex improviso“ als auch in der Thatsache, dass Niemand den König zu retten sucht, weil die Attentäter eben in grosser Anzahl waren.

Diese Darstellung findet nun in sämmtlichen Quellen mit Ausnahme Lambert’s ihre Bestätigung. Ueberall begegnen wir Ausdrücken, die auf ein gewaltsames Vorgehen schliessen lassen[1].

  1. Berthold: „Henricum regem – – – cum lancea et aliis insignibus a matre imperatrice vi arripuit“ (sc. Anno), auch hier werden die Insignien ausdrücklich erwähnt. Auf diesen wichtigen Factor komme ich noch zu reden. – Ann. Weissemburg.: A. – – – regem – – – matri subripuit. – Ann. Ottenbur.: Rex puer a matre distrahitur. – Triumph. s. Remadi Lib. I c. 2: puero a matre per vim abstracto. – Bruno c. 1: Anno – – – eum [sc. puerum] {{SperrSchrift|violenter|.1} matri eripuit. – Ekkeh. Chron. univ. (a. 1056): Anno qui – – – pueri navi imponens [„navi imponunt“ Altahenses] matri abduxit. – Ann. August.: H. rex puer – – – imperatrici – – – surripitur. – Annalista Saxo: Rex puer – – – a matre imperatrice subtrahitur. – Liber de Unitate eccles. conserv. Lib. II: – – – H. adhuc valde puerum – – – subtraxerunt. Nur Sigeb. von Gembloux fügt etwas hinzu, das auf eine listige Art hinweisen
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 342. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_342.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)