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dem „cursus aquarum“ Zügel angelegt habe, verwendet er geschickt in der Weise, dass nun die Mühlen stillstehen, und bringt dies mit der Nothlage des Heeres in Zusammenhang: „eo quod, propter rigorem fluminum ubique cessante molarum usu, ipsum quod forte invenissent frumentum comminuere non poterant“.

Die breite Schilderung der Unstruter Schlacht beruht ausser der in der Diss. S. 119 gezeigten, vielfachen Anlehnung an Sallust in ihrem grössten Theile auf dem Carmen[1]. Lambert folgt diesem in jedem einzelnen Punkte, nur dass er seinem bisher beobachteten Verfahren gemäss manches ändert. Kein wichtiger Vorfall ist ausgelassen, während hingegen Einzelheiten theils aus Sallust und aus typischen Vorstellungen, theils aus eigener Kenntniss hinzugefügt sind.

 Carmen III, 130:

Ecce vident nigras glomerari pulvere nubes
Et magis atque magis tenebras insurgere campis.

Lambert pag. 183: cum repente conspicantur caelum pulvere obtenebratum, exercitum, super arenam maris innumerabilem, totam adiacentis campi latitudinem. (C. III, 115:

Ergo tegunt latos passim tot milia campos
Quot vel pontus agit fluctus)[2].

    andererseits durch die Kälte so leiden, dass sie das in voller Schlachtordnung anrückende Heer des Königs in grosse Furcht versetzt. Bei Lambert umgekehrt, hier ist das königliche Heer in Folge der Kälte geschwächt, der König fürchtet die Menge der Gegner u. s. w. Dieses beweist scharf und einschneidend gegen eine Verfassergleichheit, nichts gegen die Benutzung, da Lambert’s Verfahren in keiner Weise auffällig ist (vgl. Diss. S. 40 der Streit Lulls mit dem Kloster Fulda).

  1. Die Aufzählung und Anordnung des königlichen Heeres lässt Lambert aus, er bewegt sich theils in allgemeinen Ausdrücken, theils schreibt er den Sallust aus (Diss. 119). Lambert mochte für diese Dinge weniger Interesse haben; Kubo (S. 62) weist auf Lambert’s religiösen Sinn hin, der das Auseinandergehen seines Berichtes von dem des Carmen erklärlich mache. — Darf man überhaupt verlangen, dass Lambert alles, was das Carmen bringt, wiederholt? Lambert ist ja Zeitgenosse und weiss manches aus eigener Kenntniss. Es wäre die Aufgabe einer Specialuntersuchung, die Motive aufzufinden, die Lambert bei Benutzung des Carmen in jedem einzelnen Falle bestimmten.
  2. Es ist nochmals besonders darauf aufmerksam zu machen, dass Lambert „wörtliches Abschreiben geflissentlich vermeidet“ und oft nur die „Schlagworte“ beibehält (vgl. Diss. S. 15 u. 32).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_337.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)