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kein Verständniss hat und ganz unvermittelt plötzlich mit dem Bannspruch des Papstes in seine Darstellung hineinplatzt. Auch sei hier nochmals an die eigenthümliche Verschmelzung der Thüringer und Sachsen, an die Motivirung des Sachsenaufstandes, an seine unklare Vorstellung über den Gang der Regierungsgeschäfte – gibt er doch z. B. nirgends ein richtiges Bild von der Art der Regentschaft oder den Befugnissen des Königs – an die Scheidungsangelegenheit und besonders an die Ausführungen meiner Diss. S. 99: „Der König und seine Umgebung“ erinnert.

Von welch’ ungeheurer Tragweite musste nun im Hinblick auf das bisher Angeführte die Benutzung einer Quelle, wie des Carmen de bello Saxonico, werden?


III.
Lambert’s Verhältniss zum Carmen de bello Saxonico.

Unsere Untersuchung wird wohl am schnellsten zu einem Ziele führen, wenn wir einmal vorerst von Pannenborg’s Hypothese der Identität Lambert’s mit dem Carmendichter gänzlich absehen, zumal sich aus der Art und Weise, wie unser Autor das Gedicht benutzt hat, die Unmöglichkeit dieser Annahme leicht ergeben wird. Die Aenderungen und Abweichungen nämlich, die in den Annalen dem Carmen gegenüber auftreten, lassen sich sämmtlich aus den uns bekannten Factoren der schriftstellerischen Individualität Lambert’s erklären, mithin können beide Schriften nicht von einem und demselben Autor verfasst sein; denn eben jene Factoren, die bei gleicher Autorschaft auch im Gedichte ihre Geltung haben müssten, können nicht zugleich die Erklärung für die Art der Benutzung abgeben auch bei noch so auffälligem Zusammentreffen gleicher Wortverbindungen[1].

  1. Natürlich ist in dem Rahmen dieses Aufsatzes kein Platz, die Benutzung des Carmen in allen seinen Theilen nachzuweisen; es muss genügen, wenn wir einige besonders charakteristische Stellen hervorheben. – Die Beweisführung P.’s bringt es mit sich, dass ich mich trotz der grundsätzlichen Verschiedenheit der Resultate hinsichtlich der Belegstellen mit seinen Ausführungen berühre. – Das Carmen wurde in der Schulausgabe der Mon. Germ. v. Holder-Egger benutzt, wo sich in der Praefatio die einschlägige Literatur verzeichnet findet, die ich desshalb nicht anführe.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 325. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_325.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)