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Ueberzeugung getragen, „dass die Sache in dieser Weise, weil schlechthin nicht durchführbar, nicht zur thatsächlichen Vollendung gelangen werde“. Freilich gibt Meyer von Knonau zu, „dass dieses Gesammtregiment der Bischöfe nicht zur Ausführung gekommen ist“.

Und doch erheben sich gegen diese Nachricht hinsichtlich ihrer Zuverlässigkeit die schwersten Bedenken. Es lassen sich einmal Erwägungen allgemeiner Natur gegen ihre Glaubwürdigkeit anführen. Die Frage nämlich, was Anno eigentlich mit dieser Bestimmung bezweckte, lässt sich nicht beantworten. Hätte er, falls es ihm wirklich ernst mit seiner Verordnung war, nicht durch diesen freiwilligen Verzicht auf die Regierung sofort nach der That seiner Handlungsweise, die doch auf eine Abstellung der unter der Regentschaft der Kaiserin eingerissenen misslichen Zustände abzielte, jede Berechtigung abgesprochen? Sein Verzicht hätte ja eine viel schlimmere Wirthschaft im Gefolge haben müssen, als die war, die er abstellen wollte. Lambert’s Motivirung ist ganz äusserlich und beruht auf einer Anschauung, der wir auch sonst in den Annalen begegnen. Man vergleiche mit dieser Stelle pag. 79, wo die „invidia“, der Anno vorbeugen will, die Ursache des Sturzes Otto’s von Nordheim wird; hier wie dort findet sich die Gegenüberstellung von „invidia“ und „gloria“.

pag. 48.
     
pag. 79.
Episcopus, ut invidiam facti mitigaret, ne videlicet privatae gloriae potius quam communis commodi ratione haec admisisse videretur – – – Sed sicut semper gloriam sequi solet invidia, invidentes ei plerique homines nequam, qui malitiae suae potentiam eius atque immoderatam gloriam obstare querebantur – – –

Ferner ist die Ausführung der Massregel, so wie Lambert sie verstanden wissen will, unmöglich. Lambert gibt nämlich keinen Aufschluss darüber, wer zu bestimmen hat, in welcher Diöcese der König sich aufzuhalten habe. Sehen wir davon einmal ab, lag es nicht schon in der Hand des ersten Bischofs, der in diese Lage kam, den König überhaupt nicht mehr wegziehen zu lassen oder wenigstens, wenn die Vorräthe für die grosse Hofhaltung aufgezehrt waren, nur zu einem befreundeten, gesinnungstreuen Bischof zu schicken? In dieser Lage befand

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_322.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)