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nach Italien, der, wie Giesebrecht vermuthet, zur Beschwichtigung der Lombardischen Bischöfe geschickt worden sein mochte, ferner über die Vorstellungen des Deutschen Klerus beim Könige mochten noch eingewirkt haben.

Von besonderem Reiz für unsere Betrachtung ist der Bericht über

Die Absetzung Berthold’s von Kärnthen.

Obwohl Delbrück zugibt (S. 37), dass die einzige Erklärung zu Lambert’s Bericht in dessen „fälschlichem“ Unterrichtetsein zu sehen ist, wird mit den Worten: „da der König mit Herzog Berthold wenige Tage darauf nach Hersfeld kam, so war Lambert, wenn er wollte, sehr wohl im Stande, sich bessere Nachrichten zu verschaffen“, unsrem Autor der Vorwurf gemacht, als habe er sich absichtlich nicht besser unterrichten wollen. Bereits in der Diss. S. 67 wurde bei Besprechung der Harzburgflucht der Nachweis geführt, dass der Aufenthalt des Königs in Hersfeld durchaus nicht von vornherein eine genaue Kenntniss der vorausliegenden Ereignisse bedinge. Wie viel mehr muss dies hinsichtlich der Absetzung Berthold’s Geltung haben, die der Harzburgflucht vorausgeht[1]. Leider legt auch Heyck in seiner „Geschichte der Herzoge von Zähringen“[2] der Anwesenheit Berthold’s in Hersfeld allzu grosses Gewicht bei; seine Schilderung des Ereignisses geht von der Voraussetzung aus, als habe Lambert aus dem Munde der Bischöfe von Zeitz und Osnabrück (Anm. 128) oder von anderen Theilhabern (S. 48) eine sichere Kunde erhalten. Gegen Heyck’s Darstellung ist aber ausserdem noch ein anderes, ein methodisches Moment geltend zu machen. Darf man einen in sich zusammenhängenden Bericht theilen, und zwar so, dass man die eine Hälfte als unglaubwürdig verwirft, die andere aber, weil zum Theil mit unserer besseren Kenntniss übereinstimmend, als beglaubigt beibehält? Heyck verwirft mit Recht die Absetzung Berthold’s und stützt sich hierbei aber auf die zweite Hälfte des Berichtes. Auch bei ihm erscheint die Behauptung

  1. Meiner Ansicht stimmt Meyer von Knonau (DLZ 1891 Nr. 13 p. 462) mit den Worten bei: „Einige speciellere Ausführungen, so über die Unwahrscheinlichkeit der Mon. Germ. SS. V S. 198 erzählten dreitägigen Flucht Heinrich’s IV. von der Harzburg – – – sind ganz überzeugend“.
  2. Freiburg i. Br. 1891. S. 41 ff.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_312.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2023)